Ayla ist die widerspenstige Tochter eines türkischen Patriarchen. In München geht sie ihrem Doppeljob als Aushilfskindergärtnerin bzw. Club-Garderobiere nach. Tagsüber sportlich-mütterlich, nachts ganz aufgestyltes, schlagtechnisch wehrhaftes Girlie, ist Ayla der Inbegriff des neuen Problemfilmtyps. Wie schafft es die allein lebende Frau, Vaters Liebe zurück zu gewinnen und am Minirock mit Stiefelchen, weiblicher Autonomie und Sex vor der Ehe festzuhalten?
Auch Ayhan verkörpert den Drehbuch gewordenen kulturellen Zwiespalt. Einerseits als Fotograf ein ironischer Dokumentarist des türkischen Hochzeitskults, andererseits der richtende große Bruder seiner Schwester Hatice, die ihren ungeliebten Mann verlassen hat. Ayhan verliebt sich in Ayla, die wiederum Hatice zur Flucht verhilft. Das Drama nimmt seinen Lauf, doch alle erweisen sich als konfliktfähige Mitmenschen. Zerfurchte Gesichter und Sätze wie „Sie zerstört dich. Wegen ihr gibst du die Familie auf. Was bleibt dir dann?“ drücken den Ernst der Lage aus. Ohne humorfreies Pathos scheint Regisseur Su Turhan keine offenen Ohren für eine Geschichte aus Alemanya gefunden zu haben.
Text: Claudia Lenssen
Foto: Barbara Bauriedl
tip-Bewertung: Zwiespältig
Orte und Zeiten: „Ayla“ im Kino in Berlin
Ayla, Deutschland 2009; Regie: Su Turhan; Darsteller: Pegah Ferydoni (Ayla), Mehdi Moinzadeh (Ayhan), Saskia Vester (Iris); Farbe, 88 Minuten
Kinostart: 6. Mai