„Ein Mann, der drei Scotch-Whiskys getrunken hat, kann sich aus jedem Problem herausprogrammieren.“ Der Mann, der das sagt, hat bereits zwei Scotch intus und steht an der Bar eines Provinzhotels, in dem sich die Elite der amerikanischen Informatiker versammelt hat – kreative Experten für maschinelle Expertensysteme, die ein Wochenende lang Schachcomputer gegeneinander antreten lassen. Das Gewinnerprogramm darf am Ende gegen einen amerikanischen Großmeister antreten, der sich noch siegesgewiss gibt.
„Computer Chess“ führt zurück in die Mitte der 1980er-Jahre und erzählt semidokumentarisch und irrwitzig intim von Rechnern, die nicht mehr mit anderen Rechnern spielen wollen, von weitsichtigen NSA-Agenten und nerdigen Wissenschaftlerteams, die sich nebenbei auch mit der stöhnenden Selbsterfahrungsgruppe aus dem Frühstücksraum arrangieren müssen. Wunderbar irrationale Konglomerate entstehen so, gefilmt mit den Mitteln der Zeit (von schwarz-weißem Lowtech-Video bis Super8). Noch ausgelassener als in „Beeswax“ (2009) entfaltet Bujalski seine Erzählung, mischt genialisch entspannte Alltagskomödie und ernstere Untertöne. Künstliche Intelligenz trifft auf natürliche und schlägt helle Funken.
Text: Robert Weixlbaumer
Foto: Rapid Eye Movies
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Computer Chess“ im Kino in Berlin
Computer Chess USA 2013; Regie: Andrew Bujalski; Darsteller: Patrick Riester (Peter Bishton), Wiley Wiggins (Martin Beuscher), Myles Paige (Michael Papageorge); 95 Minuten; FSK 0
Kinostart: 7. November