Diese Protagonistin will beim Wort genommen werden; nicht nur, weil sie Literaturwissenschaftlerin ist. Für Ruth Klüger ist die Sprache ein Präzisionsinstrument, um den eigenen Erfahrungen gerecht zu werden. Selbstbewusst und nonchalant zieht sie die Zeitläufe zur Rechenschaft, die sie von Wien nach Birkenau und schließlich Kalifornien führten. Sie ist eine souveräne Stichwortgeberin der Bilder; selten nur ist ihre Stimme nicht auf der Tonspur zu hören. Regisseurin Renata Schmidtkunz ist eine liebevolle Sachwalterin dieser Biografie, wach für deren Brüche und Ambivalenzen: Sich von Klügers Temperament ins Schlepptau nehmen zu lassen, ist kein Fehler.
Text: Gerhard Midding
Foto: Kairos Filmverleih
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Das Weiterleben der Ruth Klüger“ im Kino in Berlin
Das Weiterleben der Ruth Klüger; Österreich/Deutschland 2011; Regie: Renata Schmidtkunz; 82 Minuten; FSK k. A.
Kinostart: 9. Mai