Bunte Lampions zieren den tief verschneiten Tempel der Wunscherfüllung in Seoul, Hunderte von Vorhängeschlössern blinken an der Umzäunung einer Aussichtsplattform: Mit Wünschen und Versprechen beginnen Liebesbeziehungen – fasziniert beobachtet Ulrike Ottinger, mit welchem Aufwand daraus in Korea eine Ehe werden kann. Dann packt die Verkäuferin eines Hochzeitsladens eine jener Massivholztruhen, die bald ein Bote den Eltern der Braut überbringen wird. Farbige Säckchen mit Samen kommen hinein, ein Ahnenbrief des Mannes, Stoffe, selbst für die Windeln der Nachkommen ist gesorgt – ein Ritual voll Symbolik und Tradition.
Der Kontrast von Altem und Neuem ist allgegenwärtig in der Megacity. Von 14 Millionen Einwohnern leben drei Millionen allein vom Hochzeitsgeschäft. „Die koreanische Hochzeitstruhe“ von Ulrike Ottinger liefert mehr als
nur ein dokumentarisches Zeugnis davon ab, was dabei alles passieren kann. Denn die Regisseurin erzählt auch ein Märchen, das von der Menschwerdung handelt, und thematisiert die Bedeutung von Bildern. Ob Selbstbild, Filmbild oder perfektes Hochzeitsfoto – in Ottingers Staunen über das Fremde nisten Poesie, Heiterkeit und Verzauberung.
Text: Cristina Moles Kaupp
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Die koreanische Hochzeitstruhe“ im Kino in Berlin
Die koreanische Hochzeitstruhe, Südkorea/Deutschland 2009; Regie: Ulrike Ottinger; Farbe, 82 Minuten
Kinostart: 1. Oktober