Zwölf Jahre lang sitzt der Do-it-yourself-Börsianer Martin Armstrong in Beugehaft, weil er sich weigert, dem FBI den Source-Code jenes Programmes auszuhändigen, das ihm erschreckend präzise Voraussagen über welt-wirtschaftliche Entwicklungen erlaubt. Der Fall dieses Analystengenies, das vielleicht nur ein Windbeutel ist, ist so faszinierend wie kompliziert, und in ihrem biografischen Porträt „The Forecaster“ halten Marcus Vetter und Karin Steinberger eine Einschätzung desselben in der Schwebe zwischen Weltverschwörungstheorie und kritischer Aufklärung. Dieser durchaus parteiische Blick auf die Machenschaften an den Finanzmärkten fördert ebenso Unterhaltsames wie Gruseliges zutage, trägt zum Verständnis der komplexen Vorgänge dortselbst allerdings eher wenig bei. Für Oktober 2015 sagt Armstrong übrigens den Kollaps der (global vernetzten) staatlichen Schuldensysteme voraus. Griechenland könnte lediglich der Anfang sein.
Text: Alexandra Seitzt
Foto: Filmperspektive GmbH
Orte und Zeiten: „The Forecaster“ im Kino in Berlin
The Forecaster, Deutschland 2014; Regie: Marcus Vetter; 97 Minuten
Kinostart: Do, 07. Mai 2015