Ohne Technik geht schon heute nichts mehr, und glaubt man Spike Jonzes „Her“, wird das nicht besser. Ein neues Betriebssystem kommt da auf den Markt, „OS1“ soll als künstliche Intelligenz die optimale, für jeden User personalisierte Lösung sein. Das interessiert auch den Melancholiker Theodore (Joaquin Phoenix). Tagsüber schreibt er für Kunden gut recherchierte, persönliche Liebesbriefe, Kondolenz- und Dankesschreiben, abends sitzt er allein daheim, da warten nur Computerspiele und halbherziges Online-Dating. Schnell installiert er OS1 auf Heimcomputer und Smartphone, bald verliert er sich in intensiven Gesprächen mit seiner „Samantha“ (im Original: Scarlett Johansson), bald ist vergessen, dass sie letztlich nur programmiert ist. Das alles ist gar nicht so futuristisch, macht aber Jonzes Zukunftsvision nur umso überzeugender. In kühlen, klaren Bildern zeigt er eine Welt von morgen, die nur im Detail anders ist als unsere. „Her“ ist sehr zärtlich, etwas verstörend – und nicht ohne Ironie: In dieser Film-Beziehung wirkt Samantha – naiv, neugierig und sehr sensibel – fast menschlicher als Theodore. Die Roboter sind wir, eigentlich heute schon.
Text: Thomas Klein
Foto: 2013 UNTITLED RICK HOWARD COMPANY LLC / Courtesy of Warner Bros. Pictures
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Her“ im Kino in Berlin
Her?, USA 2013; Regie: Spike Jonze; Darsteller: Joaquin Phoenix (Theodore), Scarlett Johansson (Samantha), Amy Adams (Amy); 126 Minuten; ?FSK 12
Kinostart: 27. März
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