„Hast du kein Handy dabei?“ – „Nein, ich dachte, die werden hier geklaut …“ Der dämliche Polenwitz erlebt in Lars Jessens „Hochzeitspolka“ ein absolut ungebetenes Comeback. Frieder (Christian Ulmen) hat einen guten Job als Geschäftsführer in der polnischen Provinz und möchte nun seine Freundin Gosia (Katarzyna Maciag) heiraten. Da tauchen überraschend seine Ex-Band-Kumpels aus der Lüneburger Heide auf, um einen deftigen Junggesellenabschied zu feiern. Ein bisschen Neid, ein bisschen Prolligkeit aus vergangenen Tagen fordern ihr Recht. Zwischen den deutschen und polnischen Hochzeitsgästen entbrennt ein gegenseitiges Fettnäpfchentreten, und es scheint, als hätte man in deutscher Drehbuchgründlichkeit alle Klischees und kulturellen Missverständnisse versammelt, die es je zwischen Deutschen und Polen gab. Der teilweise beschränkte Horizont der Figuren, der notwendig ist, um die Schieflage der Völkerverständigung krisenhaft zu steigern, geht dabei auf Kosten der Glaubwürdigkeit und Sympathie.
Text: Iris Depping
Foto: Martin Valentin Menke
tip-Bewertung: Uninteressant
Orte und Zeiten: „Hochzeitspolka“ im Kino in Berlin
Hochzeitspolka, Deutschland/Polen 2010; Regie: Lars Jessen; Darsteller: Christian Ulmen (Frieder Schulz), Katarzyna Maciag (Gosia Borowka), Fabian Hinrichs (Jonas); 98 Minuten
Kinostart: 30. September