Funktioniert hat es dann doch mit dem Aufregen. Max Linz’ „Ich will mich nicht künstlich aufregen“ war einer der meistdiskutierten Filme der letzten Berlinale und lieferte in seiner Grundsatzkritik der Kunst- und Filmfinanzierung reichlich Diskussionsstoff beim Fachpublikum. dffb-Absolvent Linz erzählt in seinem Debütfilm von der jungen Kuratorin Asta, der nach einem kritischen Radiointerview die Gelder für ein Ausstellungsprojekt über die Entpolitisierung des Kinos gestrichen werden. Das Leben dieses It-Girls des Berliner Hipstertums ist ein elegantes Paradieren zwischen Gucci und Kotti, Suhrkamp und Straßenkampf; ihre intellektuelle Radikalität ist Teil eines letztlich parasitären Lifestyles. Die echten Probleme haben immer die anderen. Der Film jongliert in proseminaristischem Furor mit heterogenen Diskurszitaten von Brecht und Adorno über Luhmann bis Pollesch und Schlingensief. Die Frage, ob das Ganze nun wahnsinnig schlau oder bodenlos naiv ist, lässt sich nicht abschließend beantworten. Das ist der schönste dialektische Effekt des Films.
Text: Stella Donata Haag
Foto: Amerikafilm/ Sarah Bohn
Orte und Zeiten: „Ich will mich nicht künstlich aufregen“ im Kino in Berlin
Ich will mich nicht künstlich aufregen, Deutschland 2014; Regie: Max Linz; Darsteller: Sarah Ralfs (Asta Andersen), Pushpendra Singh (Waris Singh), Barbara Heynen ?(Leontine Stein); 84 Minuten
Kinostart: Do, 08. Janaur 2015