Irritierend lange bleibt zu Filmbeginn die Texteinblendung „eine wahre Geschichte“ auf der Leinwand stehen. Über 230.000 Menschen sind 2004 nach dem Erdbeben und Tsunami im Indischen Ozean gestorben, das schiere Ausmaß der Katastrophe hat Filmemacher bisher abgeschreckt. Der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona verkürzt in „The Impossible“ das große Unglück denn auch auf ein persönliches Schicksal. Sein Film folgt einer fünfköpfigen Touristen-Familie, die in Thailand von der Flutwelle überrascht und getrennt wird. Dabei beweist Bayona Geschick in der Darstellung der Naturgewalt: Wenn das Wasser stetig unaufhaltsam Hotelkomplexe und Hinterland überflutet und Menschen, Bäume, Häuser wegreißt, entwickeln die Bilder eine unglaubliche Wucht. Der Rest bleibt reißerisches Fernsehspiel: Großaufnahmen der furchtbaren Verletzungen der Mutter (Naomi Watts) oder des zusammenbrechenden Vaters (Ewan McGregor) sind plump, für die Einheimischen interessiert sich der Film nicht. Und dass, wohl aus kommerziellem Kalkül, aus einer spanischen eine angelsächsische Familie gemacht wurde, wirft die Frage auf, welche kreativen Freiheiten sich diese „wahre Geschichte“ noch erlaubt hat.
Text: Thomas Klein
Foto: 2013 Concorde Filmverleih GmbH
tip-Bewertung: Zwiespältig
Orte und Zeiten: „The Impossible“ im Kino in Berlin
The Impossible, Spanien/USA 2012; Regie: Juan Antonio Bayona; Darsteller: Naomi Watts (Maria), Ewan McGregor (Henry), Tom Holland (Lucas); 114 Minuten; FSK k.A.
Kinostart: 31. Januar