Denn die Dokumente der Nationalpolizei des kleinen zentralamerikanischen Landes Guatemala umfassen die gesamte Periode seit den 50er-Jahren, in der militanter Antikommunismus, amerikanische Weltmachtpolitik und absolute Willkür die Bürger schutzlos gegenüber den Machthabern und ihren paramilitärischen Mördern ließ.
Uli Steltzner zeigt in „La isla – Archive einer Tragödie“ wie diese Dokumente eher zufällig den Menschenrechtlern in Guatemala in die Hände fielen, und wie sie jetzt ausgewertet werden. Mit Atemschutzmasken sitzen die Rechercheure über vergilbte Papiere gebeugt, und mit jeder neuen Entzifferung tun sich Dimensionen der Folter und des Leidens auf. Wie in anderen lateinamerikanischen Ländern auch verschwanden in Guatemala zahlreiche Menschen, das Schicksal vieler „desaparecidos“ kann nun rekonstruiert werden. Nicht wenige fanden den Tod auf „La isla“, auf „der Insel“, wie das Foltergefängnis euphemistisch genannt wurde. Ein ruhiger, erschütternder Film.
Text: Bert Rebhandl
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „La isla – Archive einer Tragödie“ im Kino in Berlin
„La isla – Archive einer Tragödie“ Deutschland/Guatemala 2009; Regie: Uli Stelzner; 85 Minuten; Kinostart: 27. Mai
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