Ein Höhlenforscher sucht 1993 in der Ukraine Spuren seiner eigenen Familiengeschichte. Doch beim Ausflug in die Priesterhöhle, einen über 100 Kilometer langen, unwegsamen Komplex aus Kammern und Gängen, entdeckt er Knöpfe, Schuhe und andere Überreste. Während des Zweiten Weltkriegs wurden verschiedene Höhlen in der Gegend zum Zufluchtsort für jüdische Familien, Recherchen führen zu den Kindern von damals, die sich noch sehr gut an die aufregende wie schwere Zeit erinnern. In Janet Tobias‘ Dokumentation „No Place on Earth“ schildern die heute alten Leute Entbehrungen und Opfer, die ständige Angst davor, entdeckt zu werden, Hunger und Kälte, familiären Zusammenhalt, Hilfe durch Nachbarn und wacklige Absprachen mit der ukrainischen Polizei. Die Wucht dieser Schilderungen wird hier leider von der filmischen Auflösung, eingestreuten Spielszenen und Interviews vor schwarzem Hintergrund konterkariert, die sprunghafte Erzählweise reiht nur rührende beziehungsweise verstörende Momente aneinander. Das Ergebnis wirkt so seltsam unscharf und verwässert, der bemerkenswerten Geschichte vom Überleben wird der Film kaum gerecht.
Text: Thomas Klein
Foto: Senator Film Verleih
tip-Bewertung: Zwiespältig
Orte und Zeiten: „No Place on Earth – Kein Platz zum Leben“ im Kino in Berlin
No Place on Earth – Kein Platz zum Leben (No Place on Earth), Großbritannien/USA/Deutschland 2012; Regie: Janet Tobias; 86 Minuten; FSK 12
Kinostart: 9. Mai