Wenn man Bruce Willis in „Surrogates“ zum ersten Mal sieht, macht sich eine leichte Befremdung breit. Denn der sonst so zerknitterte und glatzköpfige Mime erscheint plötzlich glatte 30 Jahre jünger, mit Pfirsichhaut und voller Haarpracht im Föhnwellenlook. Doch dann klärt sich die Sache schnell auf: Der verjüngte Willis ist lediglich ein idealisiertes Maschinenebenbild, das vom „echten“ Bruce, natürlich zerknittert und mit Glatze, per Gedankenübertragung vom heimischen Sessel aus gesteuert wird. Auch die meisten anderen Menschen nutzen diese Doppelgänger längst für alle alltäglichen Verrichtungen. Als FBI-Agent Tom Greer wird Willis nunmehr in ein Komplott zur Abschaffung der Maschinenwelt gezogen und muss gleichzeitig seine Ehekrise bewältigen – denn seine „echte“ Frau hat er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Die Verfilmung einer komplexen Graphic Novel von Robert Venditti und Brett Weldele durch den Regisseur Jonathan Mostow bringt spielerisch und intelligent Action und Gesellschaftskritik unter einen Hut: Die Hauptspannung bezieht der Film dabei nicht aus der nahe liegenden Frage, wer Mensch und wer Maschine ist, sondern aus den notwendigen moralischen Entscheidungen, die seine Hauptfigur für oder gegen die Welt der Surrogaten treffen muss.
Text: Lars Penning
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Surrogates“ im Kino in Berlin
Surrogates, USA 2009; Regie: Jonathan Mostow; Darsteller: Bruce Willis (Agent Greer), Radha Mitchell (Agent Peters), Rosamund Pike (Maggie Greer); 88 Minuten
Kinostart: 21. Januar