Im April 1914 unternahm Paul Klee gemeinsam mit seinen Malerfreunden August Macke und Louis Moilliet eine Reise nach Tunesien, die ihn in seinem weiteren künstlerischen Schaffen stark beeinflusste. Die Farben, das Licht, die Formen des Maghreb ließen ihn nicht wieder los: „Eine kleine Reise ins Land der besseren Erkenntnis“, schrieb er in sein Tagebuch, und: „Die Farbe hat mich für immer.“ Der Schweizer Filmemacher Bruno Moll vollzieht in „Die Tunisreise“ diese Exkursion nach: Neben den Impressionen des heutigen Tunesien sieht man Klees Bilder, erfährt von dessen Wahrnehmung und der künstlerischen Umsetzung: „Was wir sehen, ist eine Möglichkeit.“ Der Film bleibt keineswegs in einem (kunst-)historischen Ansatz stecken, vielmehr besitzt er mit dem tunesischen Filmemacher und Maler Nacer Khemir einen zweiten gleichwertigen Protagonisten, der nicht nur interessant über die Abstraktion, Geometrie und die Dominanz der „Leere“ in der arabisch-muslimischen Kunst zu berichten weiß, sondern auch – ganz aktuell – über das Trennende und Verbindende der Kulturen von Nord und Süd nachdenkt.
Text: Lars Penning
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Die Tunisreise“ im Kino in Berlin
Die Tunisreise, Schweiz 2007; Regie: Bruno Moll; Farbe, 76 Minuten
Kinostart: 25. März