Der Legende nach liegt die utopische Stadt „Urville“ irgendwo vor der Cфte d’Azur. In Angela Christliebs experimentellem Dokumentarfilm werden mittels Navigationsgerät drei abgelegene Dörfer in Frankreich aufgespürt, die tatsächlich „Urville“ heißen: eine (nicht ganz) solidarische Dorfgemeinschaft in der vogesischen Ebene, ein reiches Dorf in der Champagne und schließlich ein kleiner Ort in Calvados, unmittelbar neben einem Atomkraftwerk.
Die zufällig ausgewählten Bewohner der drei „Urvilles“ samt ihrer auskunftsfreudigen Bürgermeister lassen skurrile Einblicke in die Heimatliebe zu: Da gibt es einen Immobilienmakler, der ein zweites Ich als Indianer pflegt, eine Bürgermeisterin mit Hahn im Wohnzimmer und andere fein beobachtete örtliche Gepflogenheiten. Die Flunkereien des Off-Kommentars über ein imaginäres Urville, wo soziale Gleichheit, Gefängnislosigkeit und sonstige wohlklingende Zustände herrschen, kontrapunktieren zwar subtil die tatsächlichen Verhältnisse, aber tragen den Film letztlich nicht über die Qualität eines charmant frankophilen Augenzwinkerns hinaus.
Text: Iris Depping
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Urville“ im Kino in Berlin
Urville, Deutschland 2009; Regie: Angela Christlieb; 82 Minuten; FSK 0
Kinostart: 18. November