Sich als Filmkritiker über das Porträt eines Kollegen zu äußern, ist seltsam. Das hat selbst dann den Anschein von Klüngel, wenn man den Protagonisten, den seit den 1980er-Jahren vor allem für die „Süddeutsche Zeitung“, „Tempo“ und die „FAZ“ tätigen und 2011 verstorbenen Michael Althen, gar nicht persönlich kannte. Und dass dieser Film ausgerechnet von Dominik Graf stammt, der hier mittels Interviews mit Freunden, Familie und Kollegen sowie Auszügen aus Althens Texten seinen engen Freund und Mitarbeiter (an zwei Essay-Dokus) porträtiert, ist genauso problematisch. Denn natürlich ist die Lobpreisung vorprogrammiert. Dennoch ist ein gelungener Film dabei herausgekommen: über einen offensichtlich unaufgeregten, sympathischen Menschen mit einer großen Leidenschaft für Kino und Sprache, dessen Texte uns bis heute zeigen, dass Filmkritik weit mehr sein kann – und sein sollte – als nur eine Serviceleistung.
Text: Lars Penning
Foto: Beatrix Schippenkötter
Orte und Zeiten: „Was heißt hier Ende? Der Filmkritiker Michael Althen“ im Kino in Berlin
Was heißt hier Ende? Der Filmkritiker ?Michael Althen, Deutschland 2015; Regie: Dominik Graf; 120 Minuten
Kinostart: Do, 18. Juni 2015