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Coming of Age 

In Sophie Kluges Drama hat es Ava in ihren „Golden Twenties“ nicht leicht

Ava ist wieder da. Sie war weg zum Studieren, nun ist sie nach Berlin ­zurückgekehrt, und weil sie gerade am ­Beginn der nächsten Phase ihres Lebens steht, ist es praktisch, vorerst wieder zur Mutter zu ziehen

2019 Twentieth Century Fox

Ihr Zimmer ist zwar nicht gerade einladend, es gleicht eher einer ­Abstellkammer, ein großes Sportgerät nimmt den meisten Platz weg, dabei ist Ava sicher, dass es nie benutzt wird. Egal. Sie hat gerade nicht so viele Alternativen. Sie muss sich erst einmal orientieren. Die Mutter hat einen Freund, der nicht viel älter ist als Ava. Die Tochter dagegen hat mit Männern kein Glück.

Das passt irgendwie zu der generellen Stimmung, von der Sophie Kluge in ­ihrem Film „Golden Twenties“ erzählt: Mit den „Goldenen Zwanzigern“ ist hier nicht die historische Ära gemeint, die „Babylon Berlin“ gerade zu Grabe trägt. Sondern die Lebensphase. Ava ist kein Teenager mehr, aber so richtig als Erwachsene wird sie auch noch nicht genommen.

Und Sophie Kluge geht nun in ihrem Film mit Ava die Optionen durch: zuerst einmal eine Arbeit (das erste Bewerbungsgespräch ist eine pointierte Darstellung der Paradoxien im modernen Personalmanagement), dann einen Freund, zusammenziehen, und dann angeberische Dinnerpartys schmeißen. Wirklich? Ava scheitert ohnehin schon bei Aufgabe eins, und statt einer Vollanstellung gibt es eine Hospitanz am Theater. Damit kommt Ava erst so richtig in Berlin an. Gedreht wurde an der Volksbühne. Nicolas Wackerbarth gibt einen herrlich ­idiotischen Regie-Zampano, Max Krause einen jungen Schauspieler, der im richtigen Leben den Mund kaum aufkriegt (außer zum Rauchen, und gelegentlich zu einem Kuss, der aber bitteschön nicht zuviel bedeuten soll). Sophie Kluge gelingen hier viele Szenen, die sehr schön zwischen authentischer Milieuschilderung und sanfter Satire schillern. Sie muss auch vorsichtig sein, denn das, was sie in „Golden Twenties“ erzählt, lässt sich nur allzu leicht der Lächerlichkeit preisgeben: männliche Künstlereitelkeit, Betriebswuseligkeit, frühe Verspießerung.

Henriette Confurius, die sich seit ­Dominik Grafs Meisterwerk „Die geliebten Schwestern“ im deutschen Kino relativ rar gemacht hat, ist großartig in der Hauptrolle. „Golden Twenties“ fügt sich schön in eine Reihe von prägnanten Zeitfilmen über Berlin: „Jeans“ (2001) von Nicolette Krebitz oder „Oh Boy“ (2012) von Jan Ole Gerster. Der Mainstream-Verleih Fox hat das wohl auch so gesehen und bringt Sophie Kluges Regiedebüt recht groß heraus.

Golden Twenties D 2019, 92 Min., R: Sophie Kluge, D: Henriette Confurius, Max Krause, Inga Busch, Franziska Machens, Start: 29.8.

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