Matt Damon lässt es als Jason Bourne, der Agent ohne Erinnerung, diesmal richtig krachen.
Eigentlich war die Geschichte auserzählt, nach dem dritten Film der Bourne-Serie sagte Matt Damon vor neun Jahren offiziell „adieu“ zu der Rolle, die seine Karriere definierte. 2012 wurde ein neuer Agent etabliert, gespielt von Jeremy Renner – der Film war übrigens gar nicht so schlecht, wie viele ihn gemacht haben.
Schließlich konnte Regisseur Paul Greengrass, der die Serie mit seinem semidokumentarischen, schnell geschnittenen Stil geprägt hat, Damon mit neuen Ideen überzeugen: Bournes verstorbener Vater und die sozialen Netzwerke kommen ins Spiel.
Foto: Jasin Boland / Universal Pictures
Und so treffen wir Jason Bourne zehn Jahre nach den letzten Ereignissen wieder, als Faustkämpfer in illegalen Turnieren. Seine alte Verbündete Nicky Parsons (Julia Stiles, die im dritten Teil im U-Bahnhof Alexanderplatz vergessen wurde) arbeitet mit einer Hackergruppe zusammen und entdeckt neue Dokumente über Bournes Vergangenheit und die Verwicklungen seines Vaters ins Treadstone-Programm. Beim Treffen in Athen kann Nicky Bourne den Schlüssel zu einem Schließfach mit den Akten übergeben. Die Spur führt den Einzelgänger über Berlin und London nach Las Vegas. Hier soll sich der CIA-Chef Dewey (Tommy Lee Jones, knurrig wie immer) der Diskussion mit einem Social-Media-Gründer stellen, dessen Firma vom Geheimdienst finanziert wurde.
Foto: Jasin Boland / Universal Pictures
Wikileaks, Facebook, die hochgradig illegalen Aktivitäten der Dienste – all das wird auf die denkbar spannendste Weise und glücklicherweise bar jeder Ironie thematisiert. Die Bedrohung kommt nicht von außen, sondern aus dem Inneren: Alle Figuren, ob gut oder böse, arbeiten für die gleiche Organisation. Die Szenen bei einer Autonomen-Demo in Athen oder die Autoverfolgungsjagd in Las Vegas sind so realistisch inszeniert, dass einem der Atem stockt. Anders als der große Konkurrent James Bond kann die „Bourne“-Serie wieder mit neuen Themen aufwarten, adäquat präsentiert – die unübersichtlichen Actionsequenzen sind ja Greengrass’ Stilmittel. Die Filme sind übrigens auch den Romanen voraus, von denen es inzwischen ein Dutzend gibt (sieht man vom ersten Band ab: einer schlechter als der andere). Auf diesem Niveau darf es gerne ewig weitergehen.
Text: Lutz Göllner
Jason Bourne, USA 2016, 123 Min., R: Paul Greengrass, D: Matt Damon, Julia Stiles, Alicia Vikander, Vincent Cassel, Tommy Lee Jones, Start: 11.8.