Wie so vieles in Berlin haben auch die Kinos in Neukölln Geschichte. Im frühen 20. Jahrhundert waren es noch schmucklose Säle in Mietshäusern. Dafür hielten sie das, was Kinoketten wie UCI und Cineplex heute versprechen: Kino mit Wohnzimmerflair. Über Jahrzehnte kamen dann beeindruckende Lichtspielhäuser hinzu, einst stand sogar Berlins größtes Kino an der Hermannstraße. Manche gingen pleite, andere wurde im Laufe des Zweiten Weltkriegs zerstört. Dennoch gibt es noch ein paar altgediente Kinos in Neukölln – und viele neue. Die Kinolandschaft in Neukölln ist vielfältiger als in den meisten anderen Bezirken. Hier erfahrt ihr alles, was ihr wissen müsst.
Passage: Edles Kino in Neukölln
Optisch ist es ein Aristokratenkino. Vor allem Prunk bestimmt das Bild der Vorführsäle in der Passage. Rote Samtvorhänge schmiegen sich liebevoll vor die Leinwände, goldener Stuck schlängelt sich durch die Räume, Kronleuchter hüllen Besucher:innen in warme Lichtkegel. Fehlen nur noch Tafel und gepuderte Perücken. Bei ersterer müssen wir mit Popcorn und Cola vorliebnehmen, zweitere können wir selbst mitbringen. Leben wie ein Zar vor der Oktoberrevolution.
Beheimatet ist das Kino im Rixdorfer Gesellschaftshaus. 1909 erbaut, war es eine Freizeitfestung mit Kegelbahn, Restaurant, Tanzfläche und dem Excelsior Filmtheater. 1920 bekam es seinen heutigen Namen: Passage. Ein wenig Geschichte ist also in den Fluren dieses Kinos in Neukölln festgetreten.
- Passage Kino Karl-Marx-Straße 131, Neukölln, Tel. 030/322 93 13 22, Programm und weitere Infos findet ihr hier
UCI Gropius Passagen
Einer der größten Kinoketten der Welt ist in einer der größten Einkaufspassagen Deutschlands beheimatet. Tief in den Gropius Passagen, zwischen Hugendubel, Commerzbank und H&M. Immerhin bietet das UCI noch ein wenig kulturelle Abwechslung, obgleich der Fokus nicht auf Arthouse liegt, sondern auf bildgewaltigen Perlen und gemütlichem Popcornkino. Überfordert das Shoppen und schmerzen die Hände von der Fingerkloppe an Grabbeltischen, könnt ihr dort Zuflucht suchen.
- UCI Gropius Passagen Johannisthaler Chaussee 295, Neukölln, Tel. 030/66 68 10, Programm und weitere Infos findet ihr hier
Rollberg-Kino
Einst stand nicht unweit dieses Kinos in Neukölln eines der größten Filmtheater der Stadt: der Mercedes-Palast. Von diesem Bau ist kaum noch etwas übrig, in den 1990er-Jahren mussten die Reste des einst glanzvollen Hauses dem Neubau eines Einkaufszentrums weichen. In diesen Kind-Boulevard zog jedoch 1996 das Rollberg-Kino ein. Es ist ein wenig versteckt im hinteren Teil des Gebäudes. So richtig sichtbar wirkt es zunächst nicht, doch fürs Aufstöbern sind wir ja da. Zur Eröffnung soll es wohl überwiegend Mainstreamfilme gezeigt haben. Auf Wunsch des Publikums wechselte es jedoch zu einem Arthouse-dominierten Programm: viele Originalversionen mit Untertiteln, viele Sonderveranstaltungen für Liebhaber:innen.
- Rollberg-Kino Rollbergstraße 70, Neukölln, Tel. 030/322 93 13 22, Programm und weitere Infos findet ihr hier
Cineplex Neukölln
Bleiben wir doch bei Shoppinghöllen und Kinoketten, gehen diesmal aber zur Karl-Marx-Straße, rein in die Neukölln Arcaden. Wie auch die Gropius Passagen entstand das Monstrum mit aalglatter Glasfront in den 1990er-Jahren. Und genauso beherbergt es alles, was Konsument:innenherzen höher schlagen lässt. Das Kino unterscheidet sich bezüglich des Programms nicht von dem UCI. Gilt auch für den Komfort, der je nach Geschmack als gemütlich oder erdrückend empfunden werden kann.
- Cineplex Neukölln Karl-Marx-Straße 66, Tel. 030/235 94 69 44, Programm und weitere Infos findet ihr hier
IL Kino
Von den großen Ketten-Spielstätten geht es nun wieder zu einer kleineren, dafür gemütlichen. Das IL Kino ist auf Arthouse spezialisiert, zeigt Filme in der Regel in Originalversionen mit Untertiteln, Kinderfilme ausgenommen. In der angebauten italienischen Bar könnt ihr euch mit Freund:innen, eurem Date, der Familie oder völlig Fremden bei Limoncello und Käseplatte austauschen und gegebenenfalls diskutieren. Filmkritische Analysen funktionieren doch am ehesten beschwipst.
- IL Kino Nansenstraße 22, Tel. 030/629 038 79, Programm und weitere Infos findet ihr hier
Neues Off
1882 noch ein Theater, befindet sich seit 1926 im unscheinbaren Haus 20 an der Hermannstraße das Off-Kino. Es folgte in den 1950er-Jahren ein kleiner Ausflug in den Erotikbereich – es waren andere Zeiten, Erotikkinos und Sexshops wirkten allgemein schmuddeliger und verklemmter. Wirklich funktioniert hat das nicht, 1979 folgte ein Neustart. Viele Besucher:innen gab es aber nicht, das Pornoimage blieb haften. Erstmal. Richtig abgeschüttelt war es erst in den 1990er-Jahren: Seit 1998 erstrahlt es als Neues Off in altem Glanz. Heute könnt ihr darin Arthouse-Filme wie Blockbuster sehen. Und keine Sorge, die Sitze sind mittlerweile sauber.
- Neues Off Hermannstraße 20, Neukölln, Tel. 030/322 93 13 22, Programm und weitere Infos findet ihr hier
Wolf Kino
Gelegen im Erdgeschoss eines Wohngebäudes an der Weserstraße, ging dem Wolf Kino viel Arbeit voraus. Viele Jahre stand es leer, es war heruntergekommen. Kahle Wände, Schuttberge, ein löchriger Fußboden und etliche Baustellen mehr kosteten Zeit, Geld und bedurften fleißiger Helfer:innen. Von 2015 bis 2017 werkelten sie in den Räumen herum, die lange zuvor zu einem Bordell gehörten. Heute ist es ein gemütliches Kleinkino mit Hang zu anspruchsvollen Filmen. Übrigens: Jeden Dienstag lädt es Eltern und ihre Babys zum entspannten Schauen ein. Stillen wie auch Schlafen sind erwünscht, Abstellmöglichkeiten für Kinderwägen und ein Wickeltisch gibt es ebenso.
- Wolf Kino Weserstraße 59, Tel. 030/921 03 93 33, Programm und weitere Infos findet ihr hier
Möchtet ihr gerne wissen, was die Kinos zeigen? Hier findet ihr alle Filmstarts der Woche. Nicht nur in Neukölln gibt es schöne Lichtspielstätten. Wir haben Berlins beste Kinos für euch rausgesucht. Und sollten euch nicht nur die Kinos in Neukölln interessieren, sondern der ganze Bezirk, findet ihr hier all unsere Neukölln-Texte.