Rocco hat ein Problem mit seiner Frau, der jedes Verständnis fehlt für seine Leidenschaft für Panini-Bildchen und die Beatles, deren Songs er mit seiner Band covert. Piero hat ein Problem mit seiner Frau, weil diese nach 20 Ehejahren immer noch versucht, etwas Zivilisation in den Juventus-Fan und Obermacho zu bringen (außerdem ist ihr Hintern nicht mehr knackig genug). Und der Schönheitschirurg Marcello hat ein Problem mit seiner Exfrau, das inzwischen aber weder die Leser dieser Kritik noch die Zuschauer der italienischen Produktion „Kusswechsel“ interessieren dürfte. Ebenso wenig wie das komplementäre Leiden der jeweiligen Damen an ihren italienischen Machos, deren konsequent stereotype Ausrichtung die gesamte Bandbreite von Benigni bis Berlusconi abdeckt.
In Italien war die Geschlechterkampfkomödie, zu der auch ein Teil aus weiblicher Sicht gehört, ein großer Erfolg. Mit etwas Distanz wirkt die Italianitа jedoch eher nervtötend und kann diesen Film nicht retten, der trotz flotter Stimmungsmusik und gelegentlich amüsanten Bildeinfällen seine Krisen- und Versöhnungsdramaturgie mit unerbittlicher Vorhersehbarkeit verfolgt.
Text: Stella Donata Haag
Foto: Maria Marin
tip-Bewertung: Uninteressant
Orte und Zeiten: „Kusswechsel – Kein Vorspiel ohne Nachspiel“ im Kino in Berlin
Kusswechsel (Femmine contro maschi), Italien 2011; Regie: Fausto Brizzi; Darsteller: Salvatore Ficarra (Rocco), Valentino Picone (Michele), Claudio Bisio (Marcello); 98 Minuten; FSK k.A.
Kinostart: 9. Juni