Ein Jahr an einer Berliner Straßenkreuzung: Die Bilder mit Blick aus dem Fenster auf die Kreuzung korrespondieren mit den Geräuschen in der Wohnung, mit Fernsehnachrichten, Gesprächsfetzen, Musiksequenzen sowie mit dem alltäglichen Leben des Bewohners
„Es wird etwas passieren“, kündigt die Stimme des Schauspieler Clemens Schick zu Beginn verheißungsvoll an. Und in den nächsten 90 Minuten des als „Heimatfilm aus Berlin“ betitelten Schwarzweiß-Films wird etwas
passieren, was man nicht erwartet: das Alltägliche.
Silvesterraketen hinterlassen Rauchschwaden im Nachthimmel, Streuwagen malen Linien auf die schneebedeckte Straße, eine Katze sonnt sich auf einer Motorhaube. „Lebe schon lange hier“ dokumentiert eine Straßenkreuzung in Prenzlauer Berg über ein Jahr hinweg aus dem Fenster eines (fiktiven) Betrachters. Die nüchternen Aufnahmen erzeugen im geschickten Zusammenspiel mit den Geräuschen und Gedanken aus dem Inneren der Wohnung eine sphärische Stimmung. Zugleich verdeutlichen sie den Kontrast aus Bewegung und Dynamik der Außenwelt und zu ahnender, monotoner Einsamkeit im Innern des „Erzählers“. Gleichzeitig wird man durch die langen Kameraeinstellungen und die inhaltlich offen gehaltene sprachliche Untermalung durchaus auch auf die Probe gestellt. Und man wird daran erinnert, dass auch in dieser großen Stadt, die ständig komplexer zu werden scheint, Dinge im Grunde genommen einfach passieren.
Lebe schon lange hier D 2019, 90 Min., R: Sobo Swobodnik, Start: 24.10.