Sie ist hübsch, charmant und schlau. Doch die 16-jährige Lena leidet an einer Muskelkrankheit und muss daher im Rollstuhl sitzen. In Russland gehört sie damit zu einer stigmatisierten Randgruppe. Eine Schule hat sie bislang nicht besucht. Jetzt darf sie immerhin in eine sogenannte "Anpassungsklasse" gehen. Mit den Mitschülern schließt sie schnell Freundschaften, gleich mehrere Jungs drängeln sich um Lena. Als sie einem von ihnen näher kommt, zieht sie damit nicht nur die Eifersucht der anderen auf sich, sondern auch den Abscheu der Eltern. Verbale Angriffe münden schließlich in verstörende Gewaltexzesse.
Gleich mit seinem Debüt ist Iwan Twerdowsky ein enorm intensiver Film gelungen, die lebensnahe Inszenierung lässt dabei stilistisch fast an eine Doku denken. Umso beklemmender wirkt das Werk als Haltung der russischen Gesellschaft zu Individuen, die sich nicht in ein geradliniges Menschenbild pressen lassen. Statt integriert werden die Teens der Anpassungsklasse widerwillig verwahrt. Dass der Film auf Recherchen beruht, verheißt nichts Gutes.
Text: Teresa Schomburg
Foto: Kino Krokodil
Orte und Zeiten: Lenas Klasse
Klass korrektsii (OT) RUS/D 2014, 89 Min., R: Iwan I. Twerdowski, D: Maria Pojezhajewa, Philipp Awdejew
Kinostart: Do, 28. April 2016