Ausgerechnet an einem Freitagabend, als die meisten ihrer Kollegen schon auf dem Weg ins Wochenende sind, entdeckt die junge, gewissenhafte Bankangestellte Ana, deren Aufgabe als compliance managerin es ist, kriminelle Schlupflöcher zu stopfen, Ungereimtheiten, die auf ein großangelegtes Betrugsmanöver schließen lassen
Wie sie dann im Auto ihres Chefs landet, der ihr nur unwillig zuhört und wie sich diese Geschichte mit der eines Mannes verknüpft, der eher unwillig den Auftrag erledigen soll, sich in den Computer einer stadtbekannten Unterweltgröße einzuhacken und Daten zu stehlen, erzählt „Limbo“ in einer einzigen Einstellung und hat dabei mit Sam Mendes’ „1917“ eine formale Entsprechung, während die Geschichte der Bankangestellten die undurchsichtigen bis kriminellen Machenschaften im Bankgewerbe aufgreift, von denen auch die zweite Staffel der Fernsehserie „Bad Banks“ erzählt.
Wege, die sich kreuzen, Schicksale, die sich miteinander verknüpfen und dabei für ihre Protagonisten wie für den Zuschauer noch die eine oder andere Überraschung bereithalten: Tim Dünschedes Abschlussfilm an der Münchner Filmhochschule setzt auf bewährte Erzählmuster, die er versiert handhabt. Anders als „1917“, dessen Pseudo-One-Shot-Machart den Zuschauer eher die Kamera als die Emotionen der Figuren spüren ließ, gelingt es ihm, mit dem Erzählen in Echtzeit, mit einer Kamera, die nah dran bleibt an den Protagonisten und mit der fließenden Kamerabewegung einer einzigen Einstellung den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Unterstützt wird er dabei von einem percussionlastig pulsierenden Soundtrack, aber vor allem von einem spielfreudigen Ensemble, angeführt von der verhalten agierenden Elisa Schlott und dem gewohnt expressiv aufspielenden Martin Semmelrogge. Gelungenes Genrekino aus Deutschland. Frank Arnold
Limbo D 2019, 90 Min., R: Tim Dünschede, D: Elisa Schlott, Tilmann Strauss, Martin Semmelrogge, Start: 20.2.