Latente Bedrohung – Liebe in Zeiten der Rassentrennung

Ein Film, der bereits für Februar angekündigt war und sich nahtlos eingereiht hätte in die diversen Werke über die US-Bürgerrechtsbewegung, die Anfang des Jahres ins Kinos kamen. Und der vielleicht aufgrund dieser Konkurrenz einen verspäteten deutschen Kinostart erfährt. Denn Jeff Nicols’ „Loving“ ist ein grundlegend unspektakulärer Film, der extrem stoisch die auf Tatsachen beruhende Geschichte eines „gemischtrassigen“ Paares im Virginia der frühen 60er abarbeitet.
Dort sind Eheschließungen zwischen weißen und nichtweißen Partnern zu jener Zeit noch illegal, weshalb es gegen den weißen Arbeiter Richard Loving (Joel Edgerton) und seine schwarze Frau Mildred (Ruth Negga), die in Washington D.C. geheiratet haben, zu einer Anklage kommt. Diese endet mit einer 25-jährigen „Verbannung“ aus Virginia.
Vor allem Mildred wird in Washington nicht heimisch, sie will zurück. Während ihre Anwälte eine Klage vor dem obersten Gerichtshof vorbereiten, kommt es in Virginia zu einem Versteckspiel des Paares mit der Justiz. Was Regisseur Nichols („Shotgun Stories“) an der Story interessiert, ist jedoch weniger der politische Aspekt als vielmehr die Auswirkungen latenter Bedrohungen auf die Psyche. So endet der Film ein wenig zwischen den Stühlen: als ein von seinen exzellenten Hauptdarstellern geprägtes, aber angesichts seiner stillen Ereignislosigkeit nicht immer restlos überzeugendes Charakterdrama.
Loving USA 2016, 123 Min., R: Jeff Nichols, D: Joel Edgerton, Ruth Negga, Will Dalton, Start: 15.6.
