Känguru

Marc-Uwe Kling und „Die Känguru-Chroniken“

Der unwahrscheinliche Erfolg des Marc-Uwe Kling und seiner „Känguru-Chroniken“: vom Poetry-Slammer zum Bestsellerautor mit internationalem Erfolg

Dieser lustige Typ, der mit einem Beuteltier eine überaus beliebte WG hat: Marc-Uwe Kling, Foto: Sven A. Hagolani

Marc-Uwe Kling lässt sich in seinem Schaffen nicht eindeutig kategorisieren. Bekannt geworden ist er vor allem durch seinen hüpfenden Begleiter mit Beutel, Kommunist und früherer Vietkong-Genosse: DAS Känguru. 1982 in Stuttgart geboren und seit Studienbeginn Wahlberliner, ist bei Kling recht schnell DAS Känguru eingezogen. Aller Anfang war ein wöchentlich ausgestrahlter Radiopodcast, „Neues vom Känguru“, dann folgten als Buch „Die Känguru-Chroniken“, „Das Känguru-Manifest“ und die „Känguru-Offenbarung“. Überraschenderweise, zur Freude aller Känguru-Fans, wurde die erfolgreiche Trilogie 2018 um „Die Känguru-Apokryphen“ erweitert.

Kreuzberger Milieu

Thematisch ist die Känguru-Tetralogie eindeutig im linken Kreuzberger Milieu zu verorten. Wie kommt es also, dass die abstrusen Geschichten des Kleinkünstlers mit Känguru flächendeckend und generationenübergreifend so erfolgreich sind? Dass es Übersetzungen ins Englische, Französische, Koreanische und Dänische gibt? Und dass „Die Känguru-Chroniken“ jetzt sogar im Kino Einzug halten? Der große Erfolg seiner Werke verblüfft Kling selbst immer noch oft: „Da steht man dann als Beobachter neben sich selbst und denkt: Erstaunlich. Damit hätte ich nicht gerechnet. “

Es ist die Kombination verschiedener Elemente, die eine brillante Satire hervorgebracht hat und jede*n Leser*in und Hörer*in sofort in den Bann des Kängurus zieht. Klings Werke sind Quelle vieler Insiderwitze, wie etwa „Ach – mein, dein: Das sind doch bürgerliche Kategorien!“ Und sie überzeugen durch markante und pointierte Dialoge. Inhaltlich bestechen sie durch ein irre kluges Netzwerk an Zitaten, doch auch für jüngere und weniger intellektuelle Leser*innen ist Situationskomik und Witz ein ausreichendes Kriterium.

Die Kunstfigur DAS Känguru ist ein Faszinosum für sich: eine Instanz, die alles in Frage stellt und deren gedanklicher Ursprung wohl auf ewig in einer unbekannten Gehirnregion Klings verborgen bleiben wird.

Doch neben seinem Opus magnum über das Känguru ist Kling auch mit seinem dystopischen Roman „QualityLand“ sehr erfolgreich – er wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt und soll auch als HBO-Serie verfilmt werden. Den zweiten Teil liest er am 14. März zweimal in voller Länge im Mehringhoftheater. Längst ausverkauft. Wie es meist so ist, wenn Kling auftritt: solo, bei der Lesedüne-Lesebühne oder als Musiker mit Band. Wie macht er das nur? Interviews gibt er so gut wie keine.  Normalerweise ein Graus für Verlage. „Das Beste am Erfolg der Bücher ist: Ich mach halt, worauf ich Lust habe und worauf ich keine Lust habe, das lasse ich“, mailt er auf Anfrage.

Er lässt lieber seine Kunst für sich sprechen: DAS Känguru spricht anstelle von Kling bei Presseterminen. Auch ein Statement.

Die Känguru-Apokryphen von Marc-Uwe Kling, Ullstein Taschenbuch, 208 S., 9 €

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