Die einst als Paris des Südens gepriesene argentinische Hauptstadt am Ufer des Rнo de la Plata ist heute eine Millionenmetropole ohne besonderen Flair. Im Off-Kommentar zu „Medianeras“ wird der städtebauliche Wildwuchs in Buenos Aires beklagt und mit Bildern unschöner Gebäude illustriert. Zwei junge Stadtneurotiker hausen sozial isoliert in gegenüberliegenden Mietskasernen; durch die winzigen Fenster ihrer Zimmer dringt kaum Tageslicht. Die Architektin Mariana arbeitet als Schaufensterdekorateurin und hat Angst, Aufzüge zu betreten. Der Webdesigner Martнn bekämpft seine Phobien mit Pillen und Psychotherapie. Beide leiden nach gescheiterten Beziehungen unter Vereinsamung. Gustavo Tarettos filmische Reflexion über die Unwirtlichkeit seiner Heimatstadt und die Unbilden des Single-Daseins im Zeitalter der digitalen Kommunikation erzeugt auch beim Zuschauer Unbehagen. Führt die ständige Informationsflut zu persönlicher Erfahrungs- und Kontaktarmut? Zu Verstörung statt zu besserer Verständigung?
Text: Ralph Umard
Foto: Real Fiction Filmverleih
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Medianeras“ im Kino in Berlin
Medianeras, Argentinien/Deutschland/Spanien 2011; Regie: Gustavo Taretto; Darsteller: Pilar Lуpez de Ayala (Mariana), Javier Drolas (Martнn), Inйs Efrуn (Ana); 93 Minuten; FSK 6
Kinostart: 3. Mai