Im Umkreis der Brüder Dardenne hat sich eine Schule des Sozialrealismus etabliert, die gerne große ethische Fragen verhandelt. Die Geschichte der Leihmutterschaft, die Bernard Bellefroid in „Melodys Baby“ erzählt, hat eine deutliche Nähe zu diesem Kino (tatsächlich waren die Dardennes auch Produzenten seiner ersten beiden Langfilme).
Die mittellose junge Melody, die hier für 50?000 Euro die befruchtete Eizelle einer 20 Jahre älteren, britischen Managerin austragen soll, wird zunehmend unsicher, ob sie dem ursprünglichen Plan weiter folgen will. Ohne Angst vor melodramatischen Wendungen entfaltet Bellefroid die Konflikte um diese untypische Schwangerschaft in der von Nordseeluft durchwehten Villa der genetischen Mutter. Seine Geschichte erscheint manchmal sehr eng gestrickt, aber die Hauptdarstellerinnen und die nüchterne Inszenierung erzeugen doch auch erstaunliche Spannung im wechselseitigen Ringen der Figuren um (Selbst-)Kontrolle.
Text: Robert Weixlbaumer
Foto: MFA FilmDistribution
Orte und Zeiten: Melodys Baby
Meoldy (OT) Belgien/Luxemburg/F 2014; R: Bernard Bellefroid; D: Rachael Blake (Emily), Lucie Debay (Melody), Don Gallagher (Gary); 92 Min.
Kinostart: Do, 14. Mai 2015