Egozentrisch, unsicher und voller Angst vor den Veränderungen ihrer Umwelt stehen Antonionis Figuren in den neuen urbanen Betonwüsten. Sie alle befinden sich in Lebenskrisen, sind immer auf der Suche – nur wonach, das vermag niemand zu formulieren. Prototypisch verkörpert Jack Nicholson dieses Dilemma in „Professione: Reporter“ (Foto). In „L’avventura“ (1960) geraten die zwecklosen Forschungen nach einer mysteriös verschwundenen Frau zum Sinnbild für die Bindungslosigkeit des modernen Menschen, während die farblich verfremdete Industrielandschaft Oberitaliens in „Die rote Wüste“ (1964) als Auslöser und Spiegel der seelischen Krankheit der Protagonistin Giuliana (Monica Vitti) dient. Im Arsenal-Kino ergibt sich nun die Gelegenheit, jenseits dieser Klassiker der Moderne das gesamte Њuvre Antonionis in einer großen Retrospektive kennenzulernen und dabei unter anderem zu entdecken, dass sich der Regisseur im Gegensatz zu seinen Protagonisten Neuem gegenüber stets aufgeschlossen zeigte.
Text: Lars Penning
Chroniken des Verschwindens – Die Filme von Michelangelo Antonioni,
Fr 4.12. bis Di 5.1.2010 im Arsenal