Bevor Cronenbergs „Eine dunkle Begierde“ über das Dreieck Freud-Jung-Spielrein anläuft, liefert „Nachtmeerfahrten“ gleichsam als Ergänzung die Monografie des Psychologen C.G. Jung dazu. An einer Kinoform ist die Doku desinteressiert, stattdessen entfaltet er didaktisch die Lebens- und Ideengeschichte, die Jung zu einem der Mitbegründer der modernen Psychologie machte, der der Freudschen Sexualtheorie ein offeneres, in anderem Sinn universalistisches System unbewusster Mechanik und archetypischer Bilder gegenüberstellen wollte. Jungs Sympathien für den Kulturbruch der Nazis verheimlicht der vielstimmig recherchierte Film nicht, doch insgesamt fehlt es darin an einer Perspektive, die Jungs Werk ebenbürtig analysiert.
Text: Robert Weixlbaumer
Foto: W-Film
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Nachtmeerfahrten“ im Kino in Berlin
Nachtmeefahrten, Deutschland 2011; Regie: Rüdiger Sünner; 70 Minuten; FSK k.A.
Kinostart: 27. Oktober