Alfonsina ist 14, sieht regelmäßig Telenovelas und träumt von der weiten Welt. Die Halbwaise wohnt im Provinzstädtchen Copacabana am Titicacasee mit ihrer fürsorglichen Oma und der koketten Mutter, die sich nach dem Tod ihres Gatten nach einem neuen Mann sehnt. Als ein hübscher Tourist aus München auftaucht, verliebt sich Alfonsina und geht auf seine sexuellen Avancen ein, doch der Bayer vergnügt sich nur kurz mit der minderjährigen Bolivianerin und verlässt sie dann auf Nimmerwiedersehen. Derweil wird die Mutter von einem verlogenen Geschäftsmann verführt, der das Haus der Familie haben will. Männer sind Schweine in diesem skurrilen Film, der Telenovela-typische Motive – Liebeslust und Herzeleid, Intrigen und Betrügereien – mit märchenhaften Szenen einer Unterwasserwanderung von Bayern nach Bolivien verbindet. Der Erzählrhythmus ist gemächlich wie das Dasein im Hochland der Anden, die Landschaftsaufnahmen sind knallfarbig wie die Ansichtspostkarten, die Alfonsina sammelt. Sie wird sensibel und verletzlich von der famosen spanischen Nachwuchsschauspielerin Jъlia Hernбndez Fortunato dargestellt, die hier ihr vielversprechendes Kinodebüt gibt.
Text: Ralph Umard
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Schreib mir – Post nach Copacabana“ im Kino in Berlin
Schreibe mir – Postkarten nach Copacabana Deutschland 2009;
Regie: Thomas Kronthaler; Darsteller: Jъlia Hernбndez Fortunato (Alfonsina), Friedrich Mücke (Daniel), Carla Ortiz (Rosa); Farbe, 96 Minuten
Kinostart: 20. August