15.000 Kilometer hat Matt Green in seiner Wahlheimat New York zurückgelegt, und das ausschließlich zu Fuß. Das Ziel ist ein Wahnsinnsprojekt: jede Straße, jeden Park, jeden Platz in New York ablaufen
Er tut das ohne besondere Intention, es ist sein ganz persönliches Projekt. Von einem Ein-Mann-Kamerateam begleitet, geht es in Straßen, die man als Tourist nie durchlaufen würde. Was gibt es da auch schon zu sehen? Zum Beispiel Barber Shops mit einem Z im Namen, mehr als 200 Stück. Oder 300 individuelle Mahnmale zu 9/11, verteilt auf ganz New York. Matt Green hat einen Blick für Details, recherchiert zu banalen und bedeutenden Sachen, freut sich über eine reife Feige, die am Straßenrand von einem Baum hängt.
Es ist ein sehr einfacher Lebensstil: Die einzigen Ausgaben sind für Lebensmittel und öffentliche Verkehrsmittel, schlafen tut er bei Freunden oder er findet eine Bleibe, indem er auf Katzen aufpasst. Dafür hat er seinen festen Job als Ingenieur aufgegeben und zwei Beziehungen, doch das Laufen ist zu einem Teil seiner Identität geworden.
Die Szenen wirken teils wahllos aneinandergereiht, und es ist kein übergeordnetes Ziel hinter dem Projekt erkennbar – als Zuschauer einer Leistungsgesellschaft durchaus gewöhnungsbedürftig. Dieser Film führt uns unser Konsumverhalten vor Augen, zeigt uns, dass wir alle in unseren kleinen Leben gefangen sind, in unseren Beziehungen, in unserer Arbeit, in der Gesellschaft. Das muss nicht unbedingt negativ sein, aber vielleicht sind kleine Ausbrüche aus dem Alltag Freiräume, die wir uns zu wenig schaffen. Vielleicht hilft manchmal schon ein kleiner Spaziergang um den Block.
New York – Die Welt vor deinen Füßen USA 2018, 95 Min., R: Jeremy Workman, Start: 12.3.