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Biopic

Der geniale Egozentriker: „Nurejew – The White Crow“ im Kino

Aus der Reihe getanzt: Regisseur Ralph Fiennes als Nurejews Mentor

Alamode Film

Nein, Nurejews Verbleib im Westen habe nichts mit Politik zu tun, antwortet Alexander Puschkin den bohrenden Fragen des KGB. Sondern allein mit dem Tanzen. „Und mit seinem explosiven Charakter.“ Puschkin, Rudolf Nurejews Tanzlehrer in Leningrad, spielt Regisseur Ralph Fiennes selbst, Nurejew hat er mit dem ukrainischen Ballettstar Oleg Ivenko besetzt, der dem Tanzstar nicht nur recht ähnlich sieht, sondern auch als Schauspieler eine passable Figur macht.

Wobei Fiennes sich auf das Leben des Tänzers bis zu eben jenem Moment auf dem Flughafen Paris-Le Bourget konzentriert, als Rudolf mehr oder weniger spontan in Frankreich um Asyl bittet. Bis dahin erfahren wir in monochromen Rückblenden von der ärmlichen Kindheit des späteren Weltstars in der russischen Provinz sowie von den ersten Schritten und Sprüngen des spät in Leningrad zur Ausbildung erscheinenden Ehrgeizlings.

Ein gerütteltes Maß an Egozentrik und Überheblichkeit bringen die „Weiße Krähe“ – ein russischer Ausdruck für Außenseiter – immer wieder auf Konfrontationskurs mit Lehrern, Kollegen und sowjetischen Kulturfunktionären. Nach ersten Erfolgen im Inland tritt das renommierte Kirow-Ballett 1961 in Paris auf. Nurejew treibt sich mit seinen neuen französischen Freunden in Künstlerkneipen herum. Dabei zeigt der Film ihn als oft unbeherrschten Zeitgenossen, der Freunde, Gegenspieler und Liebhaber vor den Kopf stößt und sich über sämtliche Regeln hinwegsetzt. Was unweigerlich auf die thrillerhaft inszenierten Szenen auf dem Flughafen zusteuert. Da lag Rudis Zukunft als großer Nurejew und Revolutionär des klassischen Balletts noch vor ihm. Gerald Jung

Nurejew – The White Crow GB/F/SER 2018, 122 Min., R: Ralph Fiennes, D: Oleg Ivenko, Adèle Exarchopoulos, Louis Hofmann, Start: 26.9.

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