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Gesellschaftskomödie 

Bong Joon-ho seziert in „Parasite“ meisterlich Klassenunterschiede

Mit bitterbösem Humor im grausamen Detail seziert der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho in seiner Satire „Parasite“ das Sozialgefälle der Gesellschaft

Koch Films

Zwei Familien, ein Haus und der Kampf um den Platz an der ­Sonne. Die vierköpfige Familie Kim ist arm: Vater und Mutter leben mit ihren beiden ­inzwischen erwachsenen Sprösslingen in ­einer heruntergekommenen Souterrain­wohnung, einem richtigen Loch. Eine feste Arbeit hat keiner von ihnen, sie schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durchs Leben. Die ebenfalls vierköpfige Familie Park hingegen ist reich, täglich lässt sich der Vater von einem Chauffeur zur Arbeit fahren. Die Parks ­bewohnen ein tolles Haus, das sie einem ­Architekten abgekauft haben. Die Kameraeinstellungen betonen die Symmetrie, die Aufgeräumtheit, das Platzangebot: Alles ist hell, großzügig und chic designt, es gibt einen großen Garten, vom Rest der Welt ist man hier sorgfältig abgeschirmt.

Ein erster Berührungspunkt zwischen den unterschiedlichen Welten ergibt sich, als ein alter Schulfreund den Sohn der Kims als Englischlehrer für die halbwüchsige Tochter an die Parks vermittelt. Zwar hat Kim Ki-woo (Choi Woo-shik) eigentlich keine Qualifi­kation, doch seine Schwester Ki-jung (Park So-dam) fälscht kurzerhand für ihn ein ­College-Diplom. Kaum eingestellt, erkennt er seine Chance, auch den Rest seiner Familie hier unerkannt als Personal unterzubringen: zunächst die Schwester als „Kunstthera­peutin“ für den kleinen Sohn, schließlich den Vater als Chauffeur und die Mutter als Haushälterin – auch wenn dafür die bisherigen Jobinhaber mittels fieser Intrigen aus dem Weg geräumt werden müssen. Wie Parasiten haben sich die Kims nun bei den naiven Parks festgesetzt.

Mit bitterbösem Humor im grausamen Detail seziert der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho in seiner Satire „Parasite“ das Sozialgefälle der Gesellschaft. Eine besondere Betonung legt Bong in seiner Inszenierung auf das Oben und Unten: Während ein schrecklicher Platzregen den Parks lediglich einen Campingausflug mit den ­gelangweilten ­Kindern verhagelt, geht in der unter Straßenniveau gelegenen Wohnung der Kims im wahrsten Sinn die Welt unter.

Auch im Haus der Parks rückt Bong das Unten gern in den Mittelpunkt seiner Einstellungen: den Eingang und die Treppe zum Keller, den die Reichen nie betreten, und in dem sich schon bald neue versteckte Räume und weitere Geschichten eröffnen werden. Die sind genauso doppelbödig wie der Filmtitel mehrdeutig ist, und so wird bald immer unklarer, wer hier eigentlich die titelgebenden „Parasiten“ sind: die Armen, die sich bei den Reichen eingenistet haben? Die Reichen, die mit sorgloser Blödheit und selbstverständlicher Überheblichkeit auf Kosten der Gesellschaft leben? Oder wird das Haus von wechselnden Parasiten befallen?

Beim Festival von Cannes gewann „Parasite“ im Mai die Goldene Palme, und es traf damit das richtige Werk: Bongs Film ist ebenso einfallsreich wie unkonventionell, bietet mit seinen vielen Volten stetig andere Ansatzpunkte für neue Überlegungen und ist mit seinem gut getimten bösen Humor auch noch hochgradig unterhaltsam. Ganz klar: einer der besten Filme des Jahres.

Parasite ROK 2019, 132 Min., R: Bong Joon-ho, D: Choi Woo-shik, Park So-dam, Song Kang-ho, Start: 17.10.

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