Mit einer Band namens Vesuvius ließe sich heute kaum die Vorrunde einer drittklassigen Castingshow schaffen. Doch in „The Rocker“ gilt die gleichnamige Hair-Metal-Band als Koryphäe und grinst von jedem Bauzaun. Dem Helden dieser Musikkomödie von Peter Cattaneo („Ganz oder gar nicht“) wurmt der Ruhm der anderen. Wurde er doch selbst im Vesuvius-Frühstadium aus der Band gekickt. Aus dem Frust der Bedeutungslosigkeit weckt ihn sein Neffe, der den in den 80ern hängen gebliebenen Onkel als Aushilfsdrummer seiner Teenband anheuert. Prompt entwickelt sich der vollreife Rocker zum Hinkucker; als zudem ein peinliches YouTube-Filmchen ins Internet gerät, winkt sogar ein Plattenvertrag.
Rainn Wilson erinnert als „The Rocker“ nicht wenig an Jack Black als überdrehter Aushilfslehrer in „School of Rock“. Doch gelingt es Wilson, den man aus der US-Serie „Das Büro“ kennt, sich von seinem cholerisch augenrollenden Vorbild zu lösen und seiner Figur Feinschattierungen hinzuzufügen. Wenn der Rock-Berserker etwa kurzzeitig in die Welt der Bürodrehstühle und Kantinenmahlzeiten zurückkehrt, spiegelt sich in seiner Miene stummer Frust. Die drei Emo-Pop-Kids wirken daneben mit ihrem ungerührten Realitätssinn, mit dem sie die ersten Schritte Richtung Ruhm unternehmen, nicht minder befremdlich.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Annehmbar
The Rocker, USA 2008; Regie: Peter Cattaneo; Darsteller: Rainn Wilson (Robert „Fish“ Fishman), Christina Applegate (Kim), Jeff Garlin (Stan); Farbe, 102 Minuten
Kinostart: 29. Januar 2009