Als sich die BBC in den 60ern noch sträubte, Rock’n’Roll zu spielen, stachen Piratensender in See. Die hatten Namen wie Radio Caroline und Wonderful Radio London und sendeten ihr Programm von Fischereischiffen mitten aus der Nordsee. Auf solch einem rödeligen Kutter belebt nun auch Schmachtregisseur Richard Curtis („Tatsächlich … Liebe“) in seiner nostalgiegetränkten Komödie „Radio Rock Revolution“ diese analoge Ära und versammelt zum Sound der Sixties eine musikbesessene Crew aus Exzentrikern, Rockerhengsten und Rockkäuzen (u.a. Philip Seymour Hoffman, Rhys Ifans und Bill Nighy). Allerdings hat man im Eifer dieser reizvollen Unternehmung ein wichtiges Gepäckstück vergessen: ein gutes Drehbuch.
„Radio Rock Revolution“ macht nicht mehr, als Episoden lose aneinanderzureihen, die zwischen „Eis am Stiel“-Gags, pointiertem Dialogwitz und männerdomänischen Sexisteleien schwanken. Während Kenneth Branagh als überspießige BBC-Schießbudenfigur seine Piratenhetzjagd betreibt, wird beispielsweise die Vater-Sohn-Geschichte des Kutterkükens nur oberflächlich abgehandelt und die Moderatorenkonkurrenz zwischen Ifans und Hoffman kaum ausgespielt. Der Spaß, den die Darsteller offensichtlich hatten, und die Energie der Musik können aber nicht verhindern, dass der Unterhaltungswert absäuft, lange bevor es schwer metaphorisch auch der gesamte Kahn vorm Allround-Happy-End tut.
Text: Sascha Rettig
tip-Bewertung: Uninteressant
Radio Rock Revolution (The Boat That Rocked), Großbritannien 2009; Regie: Richard Curtis; Darsteller: Philip Seymour Hoffman (The Count), Bill Nighy (Quentin), Rhys Ifans (Gavin); Farbe, 135 Minuten
Kinostart: 16. April 2009