Gemeinsam frei? – Leben in der Aussteiger-WG

Das Schnickschnack in der Modebranche ging Jen (Liv Lisa Fries) auf den Keks. Also hat sie das Weite gesucht und ist nun in der „Rakete Perelman“ gelandet. Die Rakete, das ist eine WG in der brandenburgischen Pampa, in der unter der Leitung des Gründers Tobias (Tobias Lehmann) eine andere Art zu leben geprobt wird: frei und ohne Zwänge, kreativ und impulsiv.
Doch die Kommune hat notorische Geldsorgen, die können nur durch das Aufführen eines Theaterstücks in der angrenzenden Gemeinde gelöst werden. Also machen sich die zehn Mitglieder der Rakete Perelman – benannt nach dem russischen Mathematiker Grigori Jakowlewitsch Perelman – an „Hedda Gabler“ von Henrik Ibsen. Und das spiegelt bald die Ereignisse wider, denn Jen steht plötzlich zwischen zwei Männern: ihrem Ex- und Jetzt-wieder-Lover Till (Gordon Kämmerer) und dem Hobbyfilmer Miro (Kai Müller).
Regisseur Oliver Alaluukas weiß, wovon er erzählt, er war selbst sieben Jahre lang Mitglied eines freien Theaters. „Es war die schönste und zugleich schrecklichste Zeit meines Lebens“, sagt er dazu. Der Zuschauer wird mitten hineingeworfen in eine sommerliche Szenerie, in der die vermeintliche Idylle der Aussteiger immer mehr den Egos aller Beteiligten weichen muss. Das ist lustig und dramatisch und wirft Fragen an das generelle Zusammenleben auf: Wie viel Freiheit gönne ich mir und zu wie vielen Kompromissen bin ich bereit? Und immer wieder nimmt sich Alaluukas die Zeit für eher assoziative Sequenzen. Mittendrin: die souveräne Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“).
Rakete Perelman D 2017, 97 Min., R: Oliver Alaluukas, D: Liv Lisa Fries, Tobias Lehmann, Gordon Kämmerer, Start: 9.11.
