Aussteigerdrama

„Raus“ im Kino

Glocke, Judith und die anderen wollen einfach nur weg

Farbfilm Verleih

Am Anfang steht der große Reinfall: In einem schnell viral verbreiteten Videofilmchen ist Glocke (Matti Schmidt-Schaller) bei einer ­seiner linken Aktionen buchstäblich in der Scheiße gelandet. Der junge Idealist hat die Schnauze voll: von dem ständigen Druck, von all den Ignoranten, von der Geldscheffelei im Kapitalismus, von allem. Der ideale Kandidat also für Friedrich – so nennt sich ein Typ, der im Netz zum konsequenten Ausstieg aus der Gesellschaft aufruft.

Glockes Kumpel Paule (Enno Trebs) macht mit, also begeben sich die beiden zu einem Treffpunkt in der Pampa. Sie begegnen dort der toughen Judith (Milena Tscharntke), der seltsamen Steffi ­(Matilda Merkel) und dem biederen Elias (Tom Gronau), alle Anfang 20, alle mit ganz unterschiedlichen Gründen für ihren geplanten Ausstieg. Nun gilt es, diverse Hinweisschilder in der Wildnis zu finden, die zu Friedrichs ­Hütte führen sollen.

Das Drama von Philipp Hirsch war einer von vielen deutschen Filmen junger Regisseure bei den ­vergangenen Hofer Filmtagen, die das Thema Ausstieg aufgenommen haben. Mit der genauen Charakterisierung der Figuren, die sich allmählich annähern, der Unvorhersehbarkeit der Geschichte und schönen Bildern aus der Natur gelingt dem 45-jährigen Hirsch ein souveränes Langfilmdebüt, das kluge ­Fragen an die Gesellschaft und den zukünf­tigen Umgang miteinander stellt – und natürlich mit dem Ausbruch der Protagonisten auch Fluchttendenzen mancher ­Zuschauers nährt.

Raus D 2018, 101 Min., R: Philipp Hirsch, D: Matti Schmidt-Schaller, Milena Tscharntke, Enno Trebs, Matilda Merkel, Start; 17.1.

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