„Ich glaube, nach diesem Film kann ich kein Wort mehr sprechen“, flüstert die österreichische Kollegin begeistert im Kinodunkel, als „Sweetgrass“ noch keine zehn Minuten in der Forums-Premiere läuft. Im Saal blökt es auf allen Kanälen: fragendes, klagendes, protestierendes, fröhliches, zorniges Määäääähhhn von Tausenden von Schafen, die wie die Insekten in „Starship Troopers“ ins Bild strömen und die Leinwandtotale füllen.
Seit 2001 haben die Filmemacher Ilisa Barbash und Lucien Castaing-Taylor immer wieder Schafhirten in den Bergen Colorados begleitet und ihr dabei entstandenes Material zu Galerie-Installationen montiert. Film Nummer neun, „Sweetgrass“, ist nun erstmals fürs Kino konzipiert und eine überaus reiche Komödie der Arbeit geworden, ein Post-Western, in dem die Sheepboys ihre tendenzielle Unterlegenheit gegenüber der Schafmasse mit unglaublichen Schimpftiraden zu kompensieren suchen: „Cocksuckers!“, „Pigfuckers!“, „Cunts!“, „Whores!“ unterbrechen jeden zweiten Satz, richten sich abwechselnd gegen die Hunde, Schafe oder Pferde, dazwischen gibt es Beinahe-Nervenzusammenbrüche auf Hügelspitzen („I’m fucking tired of it. I need a day off!!“) und, gleich zu Beginn, einen besonders schönen Beitrag in der Kategorie „Tiere sehen dich an“. Ein unvergleichlicher Spaß und lehrreich dazu.
Text: Robert Weixlbaumer
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Sweetgrass“ im Kino in Berlin
Sweetgrass, USA 2009; Regie: Lucien Castaing-Taylor, Ilisa Barbash; Farbe, 115 Minuten
Kinostart: 24. September