Gamma Bak, Tochter ungarischer Eltern, die aus dem kommunistischen Heimatland fliehen mussten, bekam ihre erste Psychose 1995 nach dem Ende einer Liebesbeziehung. Seither lebt sie in einem fragilen Zustand ständiger Selbstbeobachtung und unter dem Einfluss starker Medikamente, deren Absetzung jedes Mal eine riskante Angelegenheit ist. In „Schnupfen im Kopf“ stellt Gamma Bak, die schon seit vielen Jahren Filme macht, sich ihrer Situation in Form verschiedener „Selbstinterviews“ und Gesprächen mit Freunden und Angehörigen.
Daraus entsteht die unerschrockene und mutige, ebenso intime wie politische Beschreibung eines „verrückten“ Lebens, in dem eines gerade nicht mehr erlaubt ist: einfach ein bisschen „verrückt und durchgeknallt“ sein dürfen. Diese leichtfertige Formulierung wird man nach „Schnupfen im Kopf“ nicht mehr so dahin sagen, denn was gesunden Menschen als lockeres Spiel mit der Grenzüberschreitung erscheinen mag, ist für psychisch kranke Menschen ein ständiger Kampf um ein Gleichgewicht, dem Gamma Bak einen beeindruckenden Film abgerungen hat.
Text: Bert Rebhandl
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Schnupfen im Kopf“ im Kino in Berlin
Schnupfen im Kopf (Head Cold), Deutschland/Ungarn 2010; Regie: Gamma Bak; 92 Minuten; FSK 12
Kinostart: 4. November