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Die Stadt als Serie

12 Serien-Klassiker aus Berlin: Hier kommt Nostalgie auf

Kaum eine Stadt spielte so oft die Hauptrolle in Serien wie Berlin. Entsprechend viele Klassiker kommen da zusammen, alle aus einer Zeit, in der wir uns nicht durch den Streamingdschungel kämpfen mussten, um zwischen viel Unkraut einen kleinen Serien-Schatz zu bergen. Nein, damals mussten wir schauen, was wir vorgesetzt bekamen. 12 alte Serien aus Berlin stellen wir euch hier vor: von der gemächlichen 1960er-Jahre-Serie „Unser Pauker“ über Kult-Serien mit Berliner Schnauze wie „Drei Damen vom Grill“ und „Liebling Kreuzberg“ bis zu den Anfängen des Seifenoper-Dauerbrenners „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“.


Liebling Kreuzberg

Manfred Krug (mit entsetzlicher Krawatte, Mitte) will dem Berliner Serien-Klassiker „Liebling Kreuzberg“ eine neue Kanzlei eröffnen – in Ost-Berlin! Foto: Imago/United Archives

Der Anwalt Robert Liebling hat schlechte Manieren, rasiert sich selten, trägt gerne bunte Krawatten und Schlapphüte und hat eine ungesunde Vorliebe für Zigarren und Götterspeise. Manfred Krug ist Robert Liebling, auf den Leib geschrieben hat ihm die Rolle sein Buddy Jurek Becker (die vierte Staffel stammte von Ulrich Plenzdorf). Die Berliner Serie lief von 1986 bis 1998 und bringt es auf 58 Folgen in fünf wunderbaren Staffeln, mit der Musik von Klaus Doldinger.

Wer hingegen Musik von Manfred Krug schätzt: Das Album „Das schöne Leben des Herrn K.“ vereint 13 Coverversionen seiner Songs.


Drei Damen vom Grill

Diese Berlin-Serie ist ein Klassiker: Brigitte Grothum, Gabriele Schramm und Brigitte Mira, die "Drei Damen vom Grill", servieren drei Portionen Wurst. Foto: Imago Images/United Archives
Diese Berlin-Serie ist ein Klassiker: Brigitte Grothum, Gabriele Schramm und Brigitte Mira, die „Drei Damen vom Grill“, servieren drei Portionen Wurst. Foto: Imago/United Archives

Mal eben die Wohnung zum Coworking-Space umfunktionieren, die alten Jobs kündigen, im Team-Meeting den Business-Plan erstellen und dann als Familienunternehmen mit dem Streetfood-Start-up ganz groß rauskommen – das ist so ungefähr die Prämisse der „Drei Damen vom Grill“. Ab 1976 wurschtelte sich das Drei-Generationen-Trio Brigitte Mira, Brigitte Grothum und Gabriele Schramm mit dem eigenen Würstchenwagen durch West-Berlin.

Die Snacks servierten Tochter, Mutter und Großmutter mit Berliner Schnauze am Nollendorfplatz, am Steubenplatz in Westend und zuletzt in der Moabiter Arminius-Markthalle. Männlicher Sidekick war zunächst Günter Pfitzmann, ab der achten Staffel Harald Juhnke. 1991 endete die Kult-Serie aus Berlin nach zwölf Staffeln mit der 140. Episode „Drei Damen und ein Happy End“. Was wir genauso vermissen wie diese Serien sind diese 12 Dinge, die das alte West-Berlin prägten.


Praxis Bülowbogen

Mama, können wir "Scrubs" gucken? – Wir haben "Scrubs" zuhause: Désirée Nosbusch, Christina Plate, Antia Kupsch und Günter Pfitzmann in der Berliner Serie "Praxis Bülowbogen". Foto: Imago Images/United Archives
Mama, können wir „Scrubs“ gucken? – Wir haben „Scrubs“ zuhause: Désirée Nosbusch, Christina Plate, Antia Kupsch und Günter Pfitzmann in der Berliner Serie „Praxis Bülowbogen“. Foto: Imago/United Archives

Wir blicken auf die Zietenstraße 22 in Schöneberg, an der Praxis Bülowbogen rauschen die Züge der U2 vorbei. Eine Berliner Gedenktafel erinnert heute an die Serie und ihren Hauptdarsteller Günter Pfitzmann, sogar eine Umbenennung ihm zu Ehren war im Gespräch. Von 1987 bis 1996 mimte er in 106 Folgen den Allgemeinarzt Dr. Peter Brockmann, der sich mit Liebschaften, Familienproblemen und natürlich den Patienten befassen muss. Sein Wartezimmer ist ein Querschnitt durch alle Berliner Milieus, die Symptome, die er behandelt, sind also oft gesellschaftlicher Natur. 1997 übernahm Rainer Hunold als Dr. Peter Sommerfeld die Praxis für eine Sequel-Serie.


Unser Pauker

1965 und 1966 spielte Georg Thomalla in dieser in Tempelhof (Union-Film-Studios) gedrehten Familienserie einen Grundschullehrer. Hansi Jochmann, später die Synchronstimme von Jodie Foster, ist eine Schülerin. Die Dialoge sind schnell und schnippisch und waren der großen Helga Feddersen Vorbild, die zehn Jahre später mit „Geschichten aus einer Klasse“ eine der besten Schulserien aller Zeiten in Charlottenburg drehen sollte.


Die Unverbesserlichen

Monika Pietsch und Michael Hornauf in der Berliner Serie „Die Unverbesserlichen“. Foto: Imago/United Archives

Quälend war das, wenn Joseph Offenbach in seiner Rolle als Kurt Scholz näselnd nach seiner Frau „Käääääthe!“ rief, gespielt von einer sich damals gerade den Kiekser in der Stimme antrainierenden Inge Meysel. Es ging in den sieben Folgen – von 1965 bis 1971 schrieb Robert Stromberger jedes Jahr eine neue – um eine Kleinbürgerfamilie in Berlin mit den typischen Kleinbürgersorgen: Das Geld für eine neue Nähmaschine wird verprasst, Sohn Rudi schmeißt die Lehre hin, Tochter Doris (Monika Peitsch) lässt sich scheiden, ungewollte Schwangerschaften, kleine Betrügereien, die Schwierigkeiten, mit der zunehmend dementen Omimi (Agnes Windeck) zusammen in einem Mehrgenerationenhaushalt zu leben. Kaum zu glauben, aber das hatte damals Straßenfegerqualität.


Berliner Weiße mit Schuss

Günter Pfitzmann, Kabarett-Star in Berlin, in der Serie "Berliner Weiße mit Schuss". Hier trinkt er allerdings ein ganz normales Pils. Foto: Imago Images/United Archives
Günter Pfitzmann, Kabarett-Star in Berlin, in der Serie „Berliner Weiße mit Schuss“. Hier trinkt er allerdings ein gewöhnliches Pils. Foto: Imago/United Archives

Die Serie lief von 1985 bis 1995 und war ein Vehikel für Günter „Pfitze“ Pfitzmann und die Stars des Berliner Boulevardtheaters. Jede der 19 Episoden von „Berliner Weiße mit Schuss“ war in sich abgeschlossen. Genau wie in anderen Serien mit dem Publikumsliebling („Praxis Bülowbogen“, „Der Havelkaiser“) wurde viel Wert auf das Lokalkolorit gelegt.


Drüben bei ­Lehmanns

Manche Serien zeigen Berlin, wie man es heute so gut wie nirgends mehr findet. So auch „Drüben bei Lehmanns“: Walter Gross und Brigitte Mira spielen Inhaber eines Tante-Emma-Ladens im kleinbürgerlichen Wilmersdorf. Es gab viele soziale Probleme, es wurde viel berlinert, und den Drehort an der Ludwigkirchstraße 11a kann man heute noch besichtigen. 1970 und 1971 entstanden zwei Staffeln mit je 13 Folgen.


Direktion City

Szene aus der Folge "Liebe deinen Nächsten". "Direktion City" war eine frühe Krimi-Serie und spielte in Berlin. Foto: Imago Images/United Archives
Kein Heiliger: Szene aus der Folge „Liebe deinen Nächsten“. „Direktion City“. Foto: Imago/United Archives

Nach dem Vorbild der britischen Serie „Task Force Police“ lösten Andreas Mannkopf, Klaus Sonnenschein und Gerd Duwner (die erste Stimme von Ernie in der „Sesamstraße“) in Berlin als Fahnder der Direktion 3 (Keithstraße) zwischen 1976 und 1982 allerhand Fälle mit soziokritischen Hintergründen. Die Drehbücher waren Klasse, die Kulissen erbärmlich. Trotzdem dürfte „Direktion City“ Vorbild für spätere knallharte Polizeikrimis à la „KDD“ und „Abschnitt 40“ sein – 33 Episoden in vier Staffeln.


Ein Mann will nach oben

Stadtgeschichte als Stoff für Serien: "Ein Mann will nach oben" wirft den Blick auf Berlin vor dem Ersten Weltkrieg. Foto: Imao/United Archives
Stadtgeschichte als Stoff für Serien: „Ein Mann will nach oben“ wirft den Blick auf Berlin vor dem Ersten Weltkrieg. Foto: Imago/United Archives

Ach ja, die Rieke! Selten zuvor durfte jemand im Fernsehen so schön breit berlinern wie Ursela Monn in dieser wunderbaren Serie nach einer Vorlage von Hans Fallada. Und noch jemand feierte hiermit seinen großen Durchbruch: Rainer Hunold, später lange Jahre der Anwalt bei „Ein Fall für Zwei“ und seit mittlerweile 15 Staffeln „Der Staatsanwalt“. Im Mittelpunkt von „Ein Mann will nach oben“ steht aber Mathieu Carrière als Landei, den es im Jahr 1909 in den Moloch Berlin verschlägt. Gedreht wurde rund um den Kreuzberger Chamissoplatz. Regisseur Herbert Ballmann isnzenierte 1985 auch den Spielfilm „Einmal Kudamm und zurück“ – mit Ursela Monn in der Hauptrolle.


Berlin Alexanderplatz

Volker Spengler als Bruno, Günter Lamprecht als Franz Biberkopf in Fassbinders großer Hauptstadt-Serie "Berlin Alexanderplatz". Foto: Imago Images/United Archives
Volker Spengler als Bruno, Günter Lamprecht als Franz Biberkopf in Fassbinders großer Serienadaption „Berlin Alexanderplatz“. Foto: Imago/United Archives

Es war das Herzensprojekt von Rainer Werner Fassbinder. Alles, was er vorher gemacht hatte, lief auf die 14-teilige Verfilmung von Alfred Döblins Jahrhundertroman über das traurige Schicksal des Ex-Häftlings und Außenseiters Franz Biberkopf hinaus, der von einer unverständigen Gesellschaft verachtet wird. Und dann fiel 1980 die versammelte deutsche Presse über Fassbinder her: Die auf Filmmaterial gedrehte Serie sei viel zu dunkel fürs Fernsehen, die Musik – vor allen Dingen in der letzten Folge, dem Epilog – sei schrecklich, die ganze Handlung moralisch verwerflich, brutal und schmuddelig. In den USA sah man das ganz anders: Das „Time Magazine“ nahm die große Berlin-Serie in die Liste der 100 besten Literaturverfilmungen auf. 2020 erschien eine neue Verfilmung des Döblin-Romans: So ist „Berlin Alexanderplatz“ von Burhan Qurbani.


Ich heirate eine Familie

Frühstück am Bett für Peter Weck und Thekla Carola Wied in "Ich heirate eine Familie". Foto: Imago Images/United Archives
Frühstück am Bett für Peter Weck und Thekla Carola Wied in der Berliner Serie „Ich heirate eine Familie“. Foto: Imago/United Archives

Währenddessen, im feinen Zehlendorf: Die geschiedene Boutiquenbesitzerin Angi Graf (Thekla Carola Wied) lernt den Wiener Werbegrafiker Werner (Peter Weck) kennen und lieben. Von Boulevard-Theaterlegende Curth Flatow launig geschrieben, ist die Serie besser als ihr Ruf. Weck als grantelnder Österreicher in einer Stadt, die mehr Schein als Sein ist, das hat durchaus abgründigen Witz. Nach drei Staffeln (1983–1986) mit 14 Folgen war alles auserzählt.


Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Wie jung sie waren! Vor dieser "GZSZ"-Szene mit Manfred Struck und Wolfgang Bahro (v.l.) wurden schon 488 Folgen Herzschmerz, Intrigen und Liebesglück aus Berlin ausgestrahlt. Foto: Imago Images/United Archives
Wie jung sie waren! Vor dieser „GZSZ“-Szene mit Manfred Struck und Wolfgang Bahro (v.l.) wurden schon 488 Folgen Herzschmerz, Intrigen und Liebesglück aus Berlin ausgestrahlt. Foto: Imago/United Archives

Wer diese Serie nie gesehen hat, wird es entweder niemals tun – oder hat ein kolossales Bingewatching-Projekt vor sich. „GZSZ“ läuft seit 1992, die Seifenoper bringt es seither auf weit mehr als 7000 Folgen. Dreh- und Angelpunkt von Beziehungskrach, Intrigen, Liebe und Hass ist Berlin, das sich hier von seiner überschaubarsten und nachbarschaftlichsten Seite zeigt: Einen Job und eine Wohnung findet man immer. Der Cast ist in den Jahrzehnten hingegen ausufernd geworden, auch wenn manche wie Wolfgang Bahro als Jo Gerner seit Drehbeginn dabei sind.


Mehr Filme und Serien aus Berlin

Die Stadt ist ziemlich gruselig, wenn sie es sein will: Diese 12 Horrorfilme spielen in Berlin. Hier sind die 1920er-Jahre zum Leben erwacht: Wir zeigen euch die Berliner Drehorte von Babylon Berlin. Und ein großer Netflix-Hit entstand zu großen Teilen hier: Das sind die Drehorte von „Das Damengambit“ in Berlin. Alles, was ihr über die Stadt auf der Leinwand wissen müsst: 100 Berlin-Filme, von 1916 bis heute. Alles weitere findet ihr in unserer „Kino & Stream“-Rubrik.

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