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Förderstopp fürs Sínema Transtopia: Berlin wird provinziell regiert

Schlechte Nachrichten kommen heute oft über Instagram. Am Wochenende war es das Sínema Transtopia, das auf diese Weise Alarm schlug. 100 Prozent der Förderung werden für 2025 gestrichen. 100 Prozent, dafür gibt es auch ein anderes Wort: alles. Schon im Vorjahr stand die Unterstützung durch den Senat auf der Kippe, damals fand sich noch einmal eine Lösung, die Kulturförderung hat ja verschiedene Töpfe. Dieses Mal aber agiert der Senat so, als wären alle Töpfe leer.

Dem Sínema Transtopia wird die Förderung komplett gestrichen. Berlin wird provinziell regiert, findet tipBerlin-Filmredakteur Bert Rebhandl angesichts der filmpolitischen Signale des Senats. Foto: Sinema Transtopia/Marvin Girbig

Sínema Transtopia: Unverzichtbares drittes Standbein neben Arsenal und Zeughauskino

Erst kürzlich haben wir in unserer Wedding-Ausgabe das Sínema Transtopia wieder einmal vorgestellt. In unseren Tagestipps, in denen wir das Kinoangebot der Stadt möglichst detailliert abbilden wollen, kommt es regelmäßig vor. Es hat sich im Lauf der Jahre zu einem unverzichtbaren dritten Standbein neben dem Arsenal und dem Zeughauskino entwickelt. Eine typische Berliner Institution, die mit einer Initiative von Menschen begann, die eine Lücke erkannten.

Berlin hat zwar zwei hochkarätige Kinoangebote, die das Fehlen einer nationalen Kinemathek auffangen und die Filmgeschichte und Weltkino in ihrer ganzen Vielfalt und Komplexität zeigen, wie es sich für die Hauptstadt eines reichen europäischen Landes gehört. Das Sínema Transtopia machte mit seinen Programmen, anfangs im Haus der Statistik am Alexanderplatz, deutlich, dass selbst mit den beiden Sälen im Arsenal und im Zeughaus nicht alles aufgefangen werden kann, was sich in den ungeheuer vielfältigen Filmszenen auf dem Planeten abspielt.

Mit einem Schwerpunkt auf queere Perspektiven und solche des globalen Süden und seiner migrantische Communities in aller Welt entsprach das Sínema Transtopia von Beginn an dem Charakter einer Weltstadt, in die schwer erfolgreiche Künstler:innen von Weltrang ebenso strömen wie verfolgte trans Menschen aus Südostasien.

Wenn die Berlinale ansteht, wird der Verlust des Sínema Transtopia auf die Tagesordnung kommen

Nach dem Umzug in den Wedding blieb der Charakter eines Labors erhalten. Ein junges Publikum bekam die Gelegenheit, Kino auf neue Weise zu entdecken.

Dass ein möglicher Verlust des Sínema Transtopia weit in die Filmlandschaft der Stadt ausstrahlen wird, wird sofort im neuen Jahr auf die Tagesordnung kommen, wenn die Berlinale ansteht. Die sucht ja verzweifelt nach Spielstätten, die keine Mehrzweckhallen sind. Aber bei der Berlinale wurde ja ebenso radikal gekürzt. Berlin hat sich bei dem größten Filmfestival in seiner Stadt finanziell aus dem Staub gemacht.

Diese Regierung will mit Berlin als Hauptstadt der Republik nichts mehr zu tun haben

Die filmpolitischen Wegmarken, die der Senat hiermit erklärt hat, sprechen eine klare Sprache. Die Botschaft lautet: Diese Regierung will mit Berlin als Hauptstadt der Republik nichts mehr zu tun haben. Als Weltstadt sowieso nicht, dafür fehlt von Kai Wegner bis Franziska Giffey und leider auch bis zu Joe Chialo das intellektuelle Format. Der Bund kann hier gern ein paar Dinge tun, die dem Land in Zeiten allgemeiner Konfusion vielleicht noch so etwas wie kulturelle Orientierung zu geben versuchen. Die Berliner Regierung aber hat sich dazu entschlossen, die Stadt strikt provinziell zu regieren. In den 2000er-Jahren konnte Klaus Wowereit den Quietschkurs noch mit einem Slogan beschönigen. An der Schwelle zu 2025 ist Berlin nicht nur arm (wobei man darüber übrigens sogar streiten könnte), sondern setzt vor allem auch noch politische Armutszeichen drauf.


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