Drama 

„So wie du mich willst“ im Kino

Wieder begehrt: Eine schwierige virtuelle Beziehung

Alamode


Der Mensch ist ein soziales Wesen: Liebe, Freundschaft, Lob und Anerkennung der Mitmenschen sind uns wichtig. Und wenn die Wirklichkeit all dies nur noch bedingt hergibt, bietet die virtuelle Realität einen nicht immer ungefährlichen Ersatz: Claire (Juliette Binoche) ist attraktive 50, eine ­Autorin und Unidozentin, die in ihren Vor­lesungen über das Frauenbild in der Literatur spricht.

Ihr Mann ist mit einer Jüngeren davon, doch auch Claire hat einen jüngeren Lieb­haber, der die Beziehung aber wohl nicht allzu ernst nimmt. Um mehr über ihn zu erfahren, kontaktiert Claire dessen Mitbewohner Alex mit einem falschen Facebook-Profil: Aus Claire wird die 24-jährige Clara, ein Foto der hübschen Nichte vervollständigt die Fälschung.
Bald kommen sich „Clara“ und Alex beim Chatten näher, und für Claire wird diese ­Beziehung immer wichtiger: Sie fühlt sich wieder jung, begehrt und lebendig. Und vergisst, dass am anderen Ende der Leitung ein realer Mensch sitzt, der sich emotional engagiert – und von ihr beständig belogen wird.

Naturgemäß kommt Safy Nebbous ­Drama „So wie du mich willst“ ohne viel äußere ­Action aus: Szenen aus Claires Leben alternieren mit Gesprächen, die sie mit ihrer Psychoanalytikerin führt. Erst das letzte Drittel des Films entwirft eine Alternative zur „Liebe“ in der virtuellen Realität, doch auch hier wird kein Happyend garantiert. Denn Drehbuch und Inszenierung streben nicht zwingend auf eine befriedigende Auflösung zu, sondern entwerfen das gelungene Psychogramm einer einsamen Frau, der Juliette Binoche souverän Gestalt verleiht.

So wie du mich willst F/B 2019, 101 Min., R: Safy Nebbou, D: Juliette Binoche, Nicole Garcia, François Civil, Start: 8.8.

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