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Spannungsabfall: Der Film „Edison – Vater des Lichts“ mit Benedict Cumberbatch

Historienfilm „Edison, the Man“ hieß im Jahr 1940 ein MGM-Biopic, seinerzeit mit Spencer Tracy in der Hauptrolle des berühmten Erfinders Thomas Alva Edison, der die Menschheit mit so lebenswichtigen Dingen wie der Glühbirne, dem Phonographen, dem Kinetoskop und der sprechenden Schokolade beglückte. Doch schon damals konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass wichtiger als Edison, der Mensch, eigentlich Edison, die Firma, gewesen wäre. 

Die Gründerzeitjahre des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren geprägt vom Aufbruch: Erfinder und Wissenschaftler arbeiteten fieberhaft an Entdeckungen zum Wohle der Menschheit (und dabei nicht zu vergessen: auch zum eigenen Wohle oder dem ihrer Geldgeber), kamen oftmals unabhängig voneinander zu ähnlichen Ergebnissen (was jahrelange, mit harten Bandagen ausgetragene Patentstreitigkeiten zur Folge hatte) oder konkurrierten mit unterschiedlichen Erfindungen um die Errichtung von Schlüsseltechnologien.

Gleichstrom oder Wechselstrom?

Von einem ebensolchen Beispiel handelt nun der Spielfilm „Edison – Ein Leben voller Licht“: Als in den 1880er Jahren die flächendeckende Elektrifizierung der USA in Angriff genommen wird, setzt Edison (Benedict Cumberbatch) auf den Gleichstrom – nicht zuletzt, weil seine elektrischen Erfindungen nach diesem Prinzip funktionieren und sein Geschäftsmodell auf der Erhebung von Patentgebühren basiert. Edisons Konkurrent, der Industrielle George Westinghouse (Michael Shannon), präferiert hingegen den Wechselstrom, eine aufgrund ihrer höheren Spannung gefährlichere, aber dank größerer Reichweiten auch effizientere Technologie. Klar, was am Ende das Rennen machen wird.

Benedict Cumberbtach (r.) spielt den Erfinder Thomas Edison Foto: Leonine

Eigentlich ein spannender Konflikt: Auf der einen Seite der Erfinder, der das Geld von Bankern und Industriellen benötigt, um seine Geschäftsideen umzusetzen, auf der anderen Seite der Industrielle, der die Patente der Erfinder zusammenkauft und grundsätzlich den besseren Riecher  für geschäftliche Entscheidungen hat. Doch die Auseinandersetzung, die Regisseur Alfonso Gomez-Rejon hier inszeniert, ist ein allenfalls müdes Fernduell, dessen Ausgang schon feststeht, noch bevor es überhaupt richtig begonnen hat. 

Wohlfühlfaktor statt spannender Konflikt

Stoisch schleppt sich der Film durch zeitlich etwas verdichtete, aber historisch verbürgte und schlaglichtartig hingeworfene Ereignisse dieses „Stromkriegs“ („The Current War“, wie der Film im Original heißt) und vermag dabei weder dessen wirtschaftlichen Hintergründe hinreichend zu beleuchten noch ein spannendes Charakterporträt der Hauptprotagonisten zu liefern. Inhaltlich setzt der Film auf den Wohlfühlfaktor: Westinghouse ist ein rundum versöhnlicher Gentleman, Edison ein vielleicht etwas verstockter, aber im Kern doch honoriger Humanist und liebevoller Vater (falls er mal dafür Zeit hat). 

Nicht ganz dazu passen mag die Bemühung des Regisseurs um visuelle Grandezza: Wenn schon nichts passiert, dann wirbelt man wenigstens die Kamera ordentlich herum. Geld gab es also offenbar genug, doch Spannung kommt in diesem Film um die richtige Spannung nur dann auf, wenn Schalter umgelegt werden und die Glühbirnen zu leuchten beginnen. Immerhin ist „Das Leben voller Licht“ gut ausgeleuchtet. LP

The Current War; USA/RU/GB 2017; 105 Min.; R: Alfonso Gomez-Rejon; D: Benedict Cumberbatch, Michael Shannon, Katherine Waterstone; Filmstart: 23.7. 2020

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