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Studio Babelsberg: Wie es zum Juwel für Investoren wurde

Kapitalismus und Kino: das war von Anfang an eine wichtige Verbindung. Gestern hat sich das nun auch in Berlin wieder einmal bestätigt. Das traditionsreiche Studio Babelsberg wird von der Investment-Firma TPG Real Estate (TPGRE) übernommen. Das ist die Immobilien-Abteilung einer insgesamt deutlich größeren Kapitalanlagefirma, die ursprünglich aus Texas stammt, längst aber weltweit tätig ist.

Das Studio Babelsberg ist von einer Investmentfirma übernommen worden. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Studio Babelsberg nun auch Opfer internationalen Finanzkapitals

Der Name der Firma TPG, die das Studio Babelsberg übernommen hat, verweist zurück auf eine andere Phase der kapitalistischen Akkumulation: er spielt auf die Texas Pacific Railroad an, auf eine Zeit also, in der die amerikanische Eroberung des Westens bis an den Pazifik vordrang. Es ist nicht ohne Ironie, dass nun ein Unternehmen wie das Studio Babelsberg auch an die Branche fällt, die Berlin in den vergangenen Jahren zunehmend verändert hat, um nicht zu sagen, mit der Berlin ein großes Problem hat: das internationale Finanzkapital, das in Immobilien einen sicheren Hafen in einer Welt niedriger Zinsen sucht.

Allerdings hat der Deal, wenn man ihn sich genauer ansieht, durchaus seine Logik: Babelsberg wurde nach der Wende mit viel öffentlicher Unterstützung zu einem weltweit wahrgenommenen Standort aufgebaut. Die dortigen Studios wirkten manchmal fast wie eine Außenstelle des Medienboards Berlin-Brandenburg. In Produktionen wie „Inglorious Basterds“ von Quentin Tarantino, „The Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson, der Serie „Babylon Berlin“ oder zuletzt „Matrix Resurrections“ steckt eine Menge Fördergeld.

Das Studio Babelsberg: Vom Sanierungsfall zum Juwel

Wenn man es positiv sehen will, zeigt sich in diesen Filmen der Erfolg einer klugen deutschen Standortpolitik. Babelsberg war nach der Wende ein Sanierungsfall, nun ist es ein Juwel, denn der Auftragsboom, der von dem Streaming-Plattformen getragen wird, schlägt sich auch in den Büchern des Studio Babelsberg AG nieder.

Studio Babelsberg als Drehort: „Matrix Resurrections“ von Lana Wachowski. Foto: Warner

Von nun wird also der Großteil der Profite in die Taschen der anonymen Kapitalgeber fließen, die ihr Geld bei TPGRE deponiert haben, damit es dort mehr wird. Die Firma hat schon seit längerer Zeit eine eigene Abteilung, mit der sie Filmstudios in großem Stil aufkauft, oder besser: sich in Filmstudios einkauft. Babelsberg war auch schon davor in ein weltweites Netzwerk konkurrierender, aber auch teilweise kooperierender Standorte eingebunden.

Produktion und Postproduktion von Content (also von Inhalten für Kino und Streaming) beruhen heute auf ähnlichen Lieferketten wie die meisten anderen Branchen auch. Dass TPGRE nun Babelsberg in sein insgesamt gut sieben Milliarden Dollar schweres Portfolio aufgenommen hat, ist auch als positives Signal zu lesen: die Strategen meinen, dass der Standort im Südwesten von Berlin Potential hat.

Die Profite der öffentlichen Investments werden in Zukunft privatisiert

Dafür sprechen tatsächlich alle Anzeichen. Zugleich ist die ganze Angelegenheit ein Vorgang, der uns wieder einmal ein bisschen die kalte Härte der kapitalistischen Ökonomie vor Augen führt. Denn es steckt nun einmal viel öffentliches Investment in Babelsberg drin, und wieder einmal werden die Profite daraus in Zukunft privatisiert. Zum Glück ist der „return on investment“, wie man so schön sagt, bei der Studio Babelsberg AG ein wenig komplexer, als es nur die nackten Zahlen enthalten.

Für Berlin als Medienstandort ist es nicht nur in ökonomischer Hinsicht gut, wenn Babelsberg brummt. Für eine kluge, auch filmkulturell reflektierte Standortpolitik braucht es aber mehr als nur ein Schaulaufen für Investment-Fonds. Das ist allerdings eine Angelegenheit, die eher das Medienboard betrifft, das mehr denn je dazu aufgefordert werden muss, die Hochkonjunktur auch mit künstlerischer Ambition zu verbinden.


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