Dokumentarfilm

„Talking Money“ im Kino

Immer wieder muss man sich neu zurechtfinden. Immer wieder muss man mit detektivischem Blick durch die Szenen schweifen und sich umschauen und -hören: nach Details im Beraterraum, in den Banken, nach der Sprache und dem Aussehen der Kunden, ja nach irgendwas, was während der Gespräche Rückschlüsse auf den Ort zulassen könn

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Denn ohne die Situationen zu verorten, springt Sebastian Winkels‘ Dokumentarfilm „Talking Money“ unter anderem von der Schweiz in die USA, nach Bolivien, Pakistan und Benin und führt so an die Schreibtische von Bank-Angestellten, an denen sie mit Kunden sitzen. Die Kamera platziert Winkels dabei diskret im Hintergrund und macht sie zum stillen Beobachter der Interaktionen, bei denen taktiert, beraten, verhandelt, überlegt, rausgeredet und mitunter angespannt um Aufschübe und höhere Kredite gebeten wird. Dazu verzichtet der Regisseur in seiner konsequenten Dokumentarform auf einen Off-Kommentar und jeden noch so kleinen, direkt einordnenden Eingriff, während er anhand der Beratungsgespräche die Macht von Geld(-häusern) und die Abhängigkeit der Menschen davon zeigt, die sich weltweit erwartungsgemäß so wenig unterscheidet wie die gesichtslosen Funktional-Interieurs der Banken.

Auch im Fall der verhältnismäßig eher kleinen Finanzgeschäfte bietet Winkels keinerlei Orientierungshilfe und Umrechnungen an. Die Größenordnung der jeweiligen Geldgeschäfte ist so nicht immer klar, abhängig von der Währung. Letztlich erscheint das aber zweitrangig, schließlich ist klar, dass es um wichtige Summen geht – ob bei der Berufsunfähigkeit, beim Rentenkonto oder beim Kredit. Dabei gibt „Talking Money“ in vielerlei Hinsicht interessante Einblicke. Und trotzdem hätte man gern einen tieferen Einblick in die vielen Geschichten hinter den Verhandlungen.

Talking Money CH/D/GEO 2018, 85 Min., R: Sebastian Winkels, Start: 28.3.

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