Der Western ist ein Genre, in dem meistens Männer zu Pferd anderen Männern zu Pferd hinterherreiten, damit sie sich irgendwo schließlich erschießen können. Heute wird das nicht mehr so unhinterfragt hingenommen, und so reiten in Jacques Audiards „The Sisters Brothers“ zwar auch Männer hinter einem Mann her, später hinter zwei Männern, aber das mit dem Showdown entwickelt sich dann unerwartet. Auch sonst ist ziemlich viel ein bisschen anders in dieser Verfilmung eines Romans von Patrick DeWitt.
Die Brüder Charlie und Eli Sisters (deswegen die Sisters Brothers) reiten 1851 von Oregon in Richtung Süden, um einen Mann namens Herman Kermit Warm zu erledigen. Auf den Spuren von Warm ist auch der Detektiv und Abenteuerreisende John Morris. In den alten Heldensagen des Mittelalters gab es früher oft einen „doppelten Kursus“, als parallele Reitwege. So ist das auch hier, bis schließlich eine veritable Viererbande beisammen ist, die nicht schießen, sondern Gold schürfen will. Und viel tiefsinniges Zeug quatschen.
Jacques Audiard, bekannt geworden mit dem grandiosen Gangsterfilm „Ein Prophet“, versammelt in „The Sisters Brothers“ vier bestens aufeinander abgestimmte Stars: Joaquin Phoenix, John C. Reilly, Jake Gyllenhaal und – der Clou in dieser Runde – den Briten Riz Ahmed („The Night of“). Zwischen höherem Blödsinn und klugen Revisionen von klassischen Westernmotiven findet „The Sisters Brothers“ einen sehr originellen Weg.
The Sisters Brothers F 2018, 121 Min., R: Jacques Audiard, D: John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal, Riz Ahmed, Start: 7.3. 3325