Underground

„The Wild Boys“ im Kino

Die surrealen Abenteuer eines strafversetzten Quintetts sind mehr als das Produkt eines selbstgefälligen Zelluloid-Künstlers, der seinen fetischistischen Vorlieben frönt

Dropout Cinema

Ein Hund mit Menschenkopf, ein seltsamer Dämon namens Trevor, eine Frau, die ihre Feuerwaffe und Munition in den Eingeweiden trägt, exotische Früchte, die eine sexuelle Metamorphose auslösen – dieses bizarre Kinomärchen ist reich an Absonderlichkeiten. Autor und Regisseur Bertrand Mandico setzt bei seinem Spielfilmdebüt auf eine hochartifizielle Ästhetik, mit Doppelbelichtungen, kontrastreicher Schwarz-weiß-Fotografie (mit Super16-mm-Material) und einigen Farbsequenzen. Außenaufnahmen wurden auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean gedreht, erscheinen aber derart stilisiert, dass man meint, sie wären in Studiokulissen entstanden. Visuell könnte man „The Wild Boys“ mit Nikos Nikolaidis‘ SM-erotischen Noir-Undergroundfilm „Singapore Sling“ (1990) vergleichen. In die befremdliche Story sind Motive aus „A Clockwork Orange“ (1971) und dem Queer Cinema eingegangen.

Fünf Oberschüler (die Tonlage der Stimmen wurden per Computer verändert) aus reichem Hause sollen von ihrem aggressiven Verhalten kuriert werden, welches zum Tod einer Lehrerin geführt hat. Dazu werden sie mit einem Schoner auf eine nicht auf Seekarten verzeichnete Tropeninsel verfrachtet, der ruppige Kapitän hat die Koordinaten auf seinem Penis tätowiert. Im Exil erleben die Burschen eine Überraschung, die ihr Dasein für immer verändert.

Man mag dieses eigenwillig gestaltete Lichtspiel als Produkt eines selbstgefälligen Zelluloid-Künstler abtun, der seinen fetischistischen Vorlieben frönt. Lässt man sich aber darauf ein, können einen die surrealen Abenteuer des strafversetzten Quintetts in den Bann ziehen.

The Wild Boys F 2017, 110 Min.; D: Bertrand Mandico; D: Vimala Pans, Anael Soek, Diana Rouxe. Start: 23.5.

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