In Berlin hat sich seit der Wende kein Stadtviertel radikaler gewandelt als der Prenzlauer Berg. Vor 15 Jahren noch Ballungsort für Kreative mit wenig Geld, aber vielen Ideen, wurde der Bezirk schnell zum Paradebeispiel der Gentrifizierung; mit luxussanierten Wohnungen für eine neue, reiche Öko-Schicht. „Tom Atkins Blues“ dreht sich um einen Bohemien der ersten Stunde, der im „Spätkauf“ in der Choriner Straße an der Ladentheke steht. Es läuft nicht gut für den Briten Tommy, gespielt von Regisseur Alex Ross. Erst verlässt ihn die Freundin, dann spitzt sich die Joblage zu: Wegen sinkender Umsätze droht die Schließung des Spätkaufs, der die heimliche Zentrale für verlorene Kiezseelen ist. Die Story seines No-Budget-Films verknüpft Ross, der für „Move On Up“ 2000 einen Grimme-Preis erhielt, mit dokumentarischen Interviews mit früheren Kunden und Anwohnern und behält auch da immer seinen leisen Humor und das richtige Gefühl für den Ort: Im „Spätkauf“ hat er jahrelang selbst gejobbt.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Tom Atkins Blues“ im Kino in Berlin
Tom Atkins Blues, Deutschland 2010; Regie: Alex Ross; Darsteller: Alex Ross (Tommy), Megan Gay (Jessie), Stefan Lochau (Kalle); 78 Minuten
Kinostart: 26. August
Am Fr 27.8., 21 Uhr sind die Filmemacher im Acud zu Gast.
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