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Komödie 

Wahnwitz in Wien: „Kaviar“ albert sich durch politische Niederungen

Schmalspurpolitiker und andere Gschaftlhuber aus Österreich bei geheimen Deals mit russischen Oligarchen, um aus Schwachsinn und Wahnwitz Kapital zu schlagen?

Camino

Kommt einem irgendwie bekannt vor. Auch wenn es hier nur darum geht, dass ein gewisser Igor mitten auf die Schwedenbrücke in Wien eine Privatvilla bauen will – auf der Ponte Vecchio in Florenz ging’s ja auch! –, scheint „Kaviar“ der richtige Film zur richtigen Zeit zu sein. Allerdings enden mit der Koinzidenz einiger Handlungsstränge auch schon sämtliche Bezüge zur Ibiza-Connection, schließlich war der Film vor den aktuellen Ereignissen in unserem Nachbarland längst abgedreht.

Trotzdem eine nette Idee, das mit dem Russenhaus auf der Schwedenbrücke. Geld spielt bei Igor keine Rolle, und in dem windigen Geschäftsmann Klaus, dem Anwalt Ferdinand und dem Stadtrat Hans finden sich schnell macht- und geldaffine Mitstreiter. Zwischen allen vermittelt die gewiefte Dolmetscherin Nadja, die sich alsbald mit zwei Freundinnen daran macht, den dummdreisten Männern das Geschäft zu verhageln und den Zaster abzujagen. Elena Tikhonova legt ihr Spielfilmdebüt als überdrehte Komödie an, bleibt aber sehr schnell in sämtlichen ausgelutschten Klischees stecken. Der schmierige Geldrusse, die schwanzgesteuerten Deppenmännchen, die betrogenen Weiber, die russische Seele, Wodka, Geldkoffer, Bling-Bling und viel Klamauk. Leider bleibt von der amüsanten Idee nicht viel mehr übrig als höchstens TV-taugliches Schmierentheater. Andererseits hat „Kaviar“ heuer den Publikumspreis beim Max-Ophüls-Festival gewonnen. Hmm.

Kaviar A 2019, 93 Min., R: Elena Tikhonova, D: Margarita Breitkreiz, Daria Nosik, Sabrina Reiter, Georg Friedrich, Simon Schwarz, Start: 4.7

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