Europäisch

Klassische Moderne im Restaurant Hetz in Schöneberg

Weil einer sein Lieblingslokal vermisst hat, folgt auf das Weingut jetzt das Hetz

Restaurant Hetz

Restaurant Weingut adé – damit wollte sich Stammgast Thomas Hetz nicht abfinden. Also übernahm er das kleine Lokal und eröffnete es als Restaurant & Weinbar neu. Der Küchenchef ist geblieben, neu ist der kundige Restaurantleiter, weiterentwickelt das Konzept einer ambitionierten saisonalen europäischen Küche mit sorgsam gewählten, vor allem deutschen, französischen und italienischen Weinen. Die Speisekarte samt Vier- bis Sechs-Gänge-Menü (59 bis 83 Euro) wechselt wöchentlich. Der Platz an der offenen Küche ist ideal für kulinarische Voyeure.

Kaum sind Kimchi und kandierte Zitrone auf dem Kichererbsencracker platziert und ist als zweiter Küchengruß die kräftige Wildessenz ins Mini-Weckglas gefüllt, gelangen sie auf dem kürzesten Weg an den Tisch. Das Menü beginnt mit einer punktgenau gegarten Fjordforelle. Gelungen auch die pikant abgeschmeckten Pfaffenschnittchen nebst Chicorée, Orange, Datteln und Haselnuss sowie der folgende, in Süße und Säure gut austarierte Kabeljau. Die Weinbegleitung macht Spaß, pro Gang sind zwei Tropfen zur Auswahl. Sauvignon Blanc wie Chardonnay zur Forelle behagen nicht ganz? Kein Thema, dann ein Grauburgunder von Wittmann. Harmonie zwischen Traube und Tier beweisen der Dark Chocolate Réserve 2017 von Bietighöfer aus Rheinhessen und die zarte, rosa gebratene Hirschkalbkeule, die den Ravioli von der Kalbshaxe als aromatischer Zwischengang folgt. Zum Finale eine eher unauffällige Mokka-Creme mit Pflaumen und Cassis-Sorbet. Dennoch: Daumen hoch für derlei Stammgast-Aktionismus.

Hetz Vorbergstr. 10a, Schöneberg, Tel. 78 95 90 01, Di–Sa ab 18 Uhr, www.restaurant-hetz.de

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