Es gab Zeiten, da wirkte es etwas anrüchig, wenn Bands ihre Songs für Werbekampagnen hergaben. Seither hat sich die Beziehung zwischen PR-Abteilungen und Songschreibern aber stark gewandelt. Alex Clare zum Beispiel wäre ohne die Verbindung zur Warenwelt vermutlich bis heute ein mäßig bekanntes Talent unter Londons Songschreibern und sein dubstepinfiziertes Souldrama „Too Close“ bliebe ein Geheimtipp für eingeweihte Clubgänger. Die Welt interessierte sich erst dafür, als ein großer Softwarekonzern den Song als Kampagnenthema buchte. Die interessant verstolperte Ballade, in der Clares inniger Gesang auf explodierende Dubstepbässe prallt, stürmte danach bekanntlich die internationalen Charts. Plötzlich regte sich auch Interesse an dem Debütalbum, das der Rotschopf mit der angeschmirgelten Soulkehle vor einem Jahr – bei spärlichem Echo – veröffentlicht hatte. Nun hat der Mann, der einst auch mit Amy Winehouse liiert war, Dubstep nicht erfunden; mit James Blake hat zudem bereits ein britisches Jungtalent vorgeführt, wie sich die wabernden Tiefen mit zarten Melodien verzwirbeln lassen. Dennoch kann sich der 26-Jährige mit seinem Erstling aus dem Studio der Starproduzenten Diplo und Switch hören lassen. Darauf strapaziert der ehemalige Koch den momentan so populären Dubstep als Stilzutat nicht zu sehr. In dem funkseligen „Hands Are Clever“ schlägt etwa Clares Faible für Stevie Wonder durch, anderswo setzt er so schlicht wie selbstbewusst auf Klavier und Stimme. Dann ahnt man mögliche Richtungen, in die es für ihn noch gehen könnte.
Text: Ulrike Rechel
Alex Clare, Astra Kulturhaus, Mi 17.10., 21 Uhr, VVK: 24 Ђ zzgl. Gebühr